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Richard Wagner dirigierte 1872 anlässlich der feierlichen Grundsteinlegung seines Festspielhauses Beethovens Neunte Symphonie im wunderschönen Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth. Wenn die Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Paavo Järvi beim traditionellen Europakonzert am 1. Mai 2018 am selben Ort Werke von Ludwig van Beethoven und Richard Wagner aufführen, nehmen sie mit der Programmwahl also Bezug auf die Geschichte der Stadt und ihres barocken Theaters. Das in der Mitte des 18. Jahrhunderts aus Holz errichtete Opernhaus, das Wagner zeitweise sogar als Spielstätte seiner Festspiele in Erwägung zog, zählt zu den wenigen im Originalzustand erhaltenen Theaterbauten der Epoche. 2012 wurde das Gebäude ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Das Konzert der Philharmoniker gehört nach einigen Jahren der Renovierung zu den ersten öffentlichen Veranstaltungen nach der Wiedereröffnung.

Beethovens Vierte Symphonie ist im Gegensatz zu den Gattungsnachbarn Nummer drei (der Eroica) und fünf nicht von ausgreifenden Deutungsversuchen der Nachwelt belastet. In der geistreichen Zuspitzung von Kontrasten, dem humoristischen Wechsel der Taktschwerpunkte, dem Zusammen- und Wechselspiel von rhythmischen und melodischen Motiven stellt sie ein vollkommenes und doch bis heute etwas unterschätztes Meisterwerk dar.

Wie schwer sich Beethoven mit der Oper tat, bezeugt die Entstehungszeit von mehr als zehn Jahren, die sein einziger Gattungsbeitrag Fidelio in Anspruch nahm. Insgesamt sind drei Fassungen und sogar vier Ouvertüren überliefert. Die dritte, die Järvi und die Philharmoniker zu Gehör bringen, ist die längste und stellt ein musikalisches Miniatur-Drama dar. Zudem weist die Verwendung der Hauptthemen von Leonore und Florestan, den Hauptfiguren der Oper, bereits auf Wagners Leitmotiv-Technik voraus.

Steht Beethovens Fidelio im Zeichen der Treue und Gattenliebe, so wurden Wagners Wesendonck-Lieder von einer außerehelichen Leidenschaft inspiriert: Otto Wesendonck hatte dem in Deutschland politisch verfolgten Komponisten in den 1850er Jahren Asyl in seinem Züricher Domizil gewährt. Bald verliebten sich Wagner und Ottos Frau Mathilde ineinander. Obwohl die Beziehung mutmaßlich platonisch blieb, endete sie in einem Eklat, da Wagners damalige Frau Minna einen mehrdeutigen Brief abfing. Die Liebesgeschichte gilt als Keimzelle der Oper Tristan und Isolde, deren Libretto in diesen Jahren entstand. Außerdem vertonte der Komponist fünf Gedichte von Mathilde, in denen einige musikalische Themen des Tristan bereits anklingen.

Zum ersten Mal wird das Europakonzert von Paavo Järvi dirigiert, der nicht zuletzt mit Einspielungen von Beethovens Symphonien für Furore sorgte. Als Solistin konnte die Bayreuth-erfahrene Sopranistin Eva-Maria Westbroek gewonnen werden. In Aufführungen der Berliner Philharmoniker hat sie unter anderem als Isolde einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen.

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