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Kann man die 15 Stunden Musik von Wagners Ring des Nibelungen auf CD-Länge schrumpfen und dabei auch noch auf alle Sänger verzichten? Als ein Plattenlabel 1987 mit dieser Frage an Lorin Maazel herantrat, zögerte er nicht lange. Schließlich klang ihm noch im Ohr, was er 1960 während der Proben zu seinem Bayreuth-Debüt von Wieland Wagner gehört hatte: »Im Orchester – da liegt doch das Wesentliche. Das ist der Text unterm Text, das ist das universale Unterbewusstsein, welches die Wagner’schen Figuren untereinander verbindet und mit dem Proto-Ego der Sage verknüpft.« Für den Enkel des Komponisten und Mitbegründer von »Neu-Bayreuth« war das Wagner-Orchester der »Urquell«.

Die volle Tragweite dieser Aussage begriff Maazel endgültig, als er 1965 die erste Nachkriegsproduktion des Rings an der Deutschen Oper Berlin leitete: »Die Orchesterpartitur selbst ist der Ring, verschlüsselt in einen Klang-Kode,« so Maazel. Diesen Klang-Code wollte er in seiner »symphonischen Synthese« dem Publikum näher bringen, wobei er sich selbst strikte Bedingungen auferlegte: Die Musik sollte ohne Unterbrechungen ablaufen und genau der Chronologie der vier Ring-Opern folgen, vom ersten Ton des Rheingolds bis zum Schlussakkord der Götterdämmerung. Jede Note sollte von Wagner selbst stammen und keinerlei Verbindungspassagen hinzukomponiert werden. 

All dies gelang, und die Ersteinspielung des Ring ohne Worte mit den Berliner Philharmonikern von 1987 wurde ein Riesenerfolg. Das Werk etablierte sich als eigenständiges Konzertstück, das Maazel auch mit dem Pittsburgh Symphony (1990), dem New York Philharmonic (2000 und 2008) und den Wiener Philharmonikern (2012) zur Aufführung brachte. Im Jahr 2000 dirigierte er den Ring ohne Worte aber auch noch einmal bei eben jenem Orchester, für das er ihn letztlich konzipiert hatte, wie Maazel rückblickend sagte: »Ich finde, als Einführung zum Ring ist es ausgesprochen gelungen. Und ich habe das Glück, dass mein Vorhaben von den prächtigen Klängen der Berliner Philharmoniker unterstützt wurde.«

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