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Ein dramatisierter Alptraum: Das Libretto zu Erwartung stammt von Marie Pappenheim, einer mit dem Schönberg-Kreis eng befreundeten Schriftstellerin und der Ehefrau eines Wiener Psychologen der Freudschen Schule. Es offenbart einen Monolog voller Ängste, Erwartungen und Schrecken, in dem die durch innere und äußere Labyrinthe irrende Protagonistin dem eigenen psychischen Tumult nicht entfliehen kann – und der in der Katastrophe endet: eine Art »Patientenprotokoll« zwischen Halluzination und Hysterie.

Schönberg schuf hierzu eine psychogrammartige Vertonung voll expressionistischer Spannung, die dem Text seismographisch folgt und die Physiognomie des Unbewussten nachzeichnet: ein Vorläufer zu Alban Bergs Wozzeck, in dem die Befindlichkeiten des modernen Menschen exemplarisch benannt werden.

Ein Psychogramm ganz anderer Art legte Sergej Rachmaninow ein Vierteljahrhundert später mit seiner Dritten Symphonie vor. Deren oft wehmütig klingende Themen und Motive sind unüberhörbar vom russischen Melos geprägt. 1917 hatte der Komponist nach der Machtübernahme der Bolschewiki seine Heimat für immer verlassen. Im amerikanischen Exil plagte ihn bis an sein Lebensende großes Heimweh. Das Finale der Symphonie wird oft als Spiegel einer geschäftigen Gegenwart gedeutet – zugleich erklingt das mittelalterliche Dies irae-Motiv, das Rachmaninow schon in zahlreichen früheren Werken einsetzte. Im künstlerisch komplexen Spätwerk des Komponisten offenbaren sich so zwei Schichten: eine Rückschau auf eine vergangene, untergegangene Welt und eine kritische Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Lebensgefühl in der Zeit der Industrialisierung.

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