Konzert

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Als Alban Berg 1925 auf Einladung Hanna Fuchs-Robettins zum Internationalen Musikfest nach Prag aufbrach, konnte er nicht ahnen, dass diese achttägige Reise einen emotionalen Sturm entfachen würde: »Ich bin seit diesem größten Ereignis nicht mehr ich«, gestand er hinterher der Gastgeberin, »nur ein Gedanke, nur ein Trieb, nur eine Sehnsucht beseelt mich: das bis Du!«. Das heimliche Liebesverhältnis dauerte bis Ende des Jahres an – in Bergs Musik hallt es bis heute nach.

Erst als in den 1970er-Jahren die Briefe zwischen Berg und Hanna Fuchs sowie eine Partitur mit handschriftlichen Notizen entdeckt wurden, offenbarte die Lyrische Suite ihr brisantes Programm. Unter dem Deckmantel der absoluten Musik eines Streichquartetts – dessen Titel eine Reminiszenz an Zemlinskys Lyrische Symphonie ist – schrieb sich Berg die aufwühlenden Erinnerungen von der Seele. Während das sechssätzige Quartetts die Begegnung vom Kennenlernen bis zum schmerzhaften Verzicht nachzeichnet, beleuchten die 1927 von Berg für Streichorchester arrangierten Sätze 2, 3 und 4 das amouröse Herzstück der Liaison – mit dem Höhepunkt des leidenschaftlichen Liebesgeständnisses im Trio estatico. Als Hommage an den Freund und Widmungsträger getarnt, zitiert Berg gleich zweimal aus der Lyrischen Symphonie eine Melodie zu den Worten »Du bist mein Eigen« und selbst den spitzfindigsten Analytikern gelang es ohne die Partiturnotizen nicht, die in den zwölftönig verschlungenen Satz eingewobenen Initialen H-F und A-B aufzuspüren.

Zu den bekanntesten Werken, die abstrakte Musik mit lyrischem Inhalt anreicherten, gehörte Ludwig van Beethovens Pastorale. Deren Programm war allerdings nie ein Geheimnis, sondern wurde unter dem Titel »Erinnerung an das Landleben« schon zur Uraufführung publiziert. Ein Kritiker reagierte seinerzeit mit leichtem Befremden: »Excentrisch ist wol die Bahn, die Beethoven selbst sich vorzeichnet: er erhebt uns über das Gemeine, und versetzt uns, obwohl manchmal ziemlich unsanft, in das Reich der Phantasie.« Für Beethoven war die Komposition ein Balanceakt, bei dem die Musik nie zur bloßen Illustration des Programms werden sollte. Zwar erlaubte er sich die Rufe von Kuckuck, Wachtel und Nachtigall recht naturalistisch nachzuahmen, doch eine tönende Tierschau wie in Haydns Schöpfung lag ihm fern. Entsprechend stellte er auf dem Programmzettel zur Uraufführung klar, die Symphonie sei »mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei«.

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