Konzert

Mehr zum Konzert

Der gebürtige Kölner Max Bruch war zeitlebens nicht gerade für Bescheidenheit bekannt. Besonders wenn es darum ging, seinen konservativen Stil gegen Angriffe aus dem Lager der Progressiven zu verteidigen, konnte er in Polemik verfallen. Auch wurmte es ihn, dass die Kritik ihn andauernd zu seinen Ungunsten mit dem fünf Jahre älteren Johannes Brahms verglich. »Treffe ich mit Brahms im Himmel zusammen«, schrieb Bruch einmal im Frust dem gemeinsamen Verleger Fritz Simrock, »so lasse ich mich in die Hölle versetzen!«.

Mit der Reife eines knapp 70-Jährigen äußerte Bruch hingegen freimütig in einem Interview: »Brahms war aus verschiedenen Gründen ein weit größerer Komponist als ich. In 50 Jahren wird sein Glanz als der des überragendsten Komponisten aller Zeiten hell erstrahlen, während man sich meiner hauptsächlich nur wegen meines g-Moll-Violinkonzerts erinnern wird.« Diese Erkenntnis war fraglos bitter für Bruch, umso mehr als dies ein Jugendwerk war. Bruch war Mitte zwanzig, als er unter engagierter Mithilfe des Geigers Joseph Joachim sein erstes großes Instrumentalwerk schuf. Das hörbar in der Nachfolge Mendelssohns stehende Konzert, dessen lyrisch singender Tonfall sich mit schwereloser Virtuosität und einem damals populären ungarischen Tonfall im Finale vereint, wurde nach seiner umjubelten Uraufführung 1868 schnell zum Publikumsliebling. Doch der Segen des Erfolgs wandelte sich für Bruch zum Fluch – eben weil das Publikum nur noch dieses eine Werk von ihm hören wollte.

Johannes Brahms wiederum brauchte lange, um sich seinen Weg zur Symphonie zu bahnen. Der Versuch, eine Sonate für zwei Klaviere in ein großformatiges Orchesterwerk umzuarbeiten, mündete in das Erste Klavierkonzert, dessen Leipziger Uraufführung 1859 zu einem Fiasko geriet. Parallel zu diesem Projekt arbeitete er an zwei Orchesterserenaden. Für die zweite ließ Brahms sich von den Bläserserenaden Mozarts inspirieren. Das durch Bratschen, Celli und Kontrabässe verstärkte tiefe Register der Bläser verleiht dem Werk ein besonders warmes Klangbild. Von kaum einem seiner Werke schwärmte der für seine Ironie berüchtigte Komponist so offenherzig wie von seiner »zärtlichen« Serenade: »Mit solcher Lust habe ich selten Noten geschrieben, die Töne drangen so liebevoll und weich in mich, dass ich durch und durch heiter ward.« Für lange Zeit blieb dies das letzte Orchesterwerk von Johannes Brahms: Weitere 16 Jahre sollte die Musikwelt auf seine Erste Symphonie warten.

Hilfe Kontakt
So geht’s Newsletter Institutioneller Zugang Zugang Gutscheine
Impressum AGB Datenschutz