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Arnold Schönbergs Verklärte Nacht – ursprünglich für Streichsextett, hier in der Fassung für Streichorchester – ist das erste Kammermusikstück überhaupt, dem offen ein Programm zugrunde liegt. Das sorgte schon bei der Premiere für Erregung, wie sich der Komponist erinnerte: »Man darf nicht vergessen, dass dieses Werk bei seiner Erstaufführung in Wien ausgezischt wurde und Unruhe und Faustkämpfe verursachte. Aber es hatte sehr bald großen Erfolg.« Provokant ist auch das Gedicht von Richard Dehmel, das Schönberg inspirierte, denn es hinterfragt geltende Moralvorstellungen. Ein Mann und eine Frau gehen hier durch die Nacht: Sie gesteht, von einem anderen schwanger zu sein; er will das Kind als sein eigenes annehmen. Rede und Gegenrede, etwa gleich lang, sind eingefasst von drei kürzeren Szenenbeschreibungen. Die Nacht ist wolkenlos, der Mond strahlt, und was anfangs »kahl« und »kalt« daherkommt, erscheint am Ende »hoch« und »hell« – eine poetische Fundgrube für Schönberg, der die Tonalität in seiner Komposition sinnlich und schattierungsreich ausreizt.

So organisch wie sich die Motive in Schönbergs Verklärter Nacht auseinander entwickeln, wirken auch die Gedanken in Johannes Brahms’ Vierter Symphonie äußerst kunstvoll verschlungen. In seiner letzten, 1884/85 entstandenen Symphonie wendet Brahms den Blick zugleich zurück und nach vorn: Ausgerechnet Johann Sebastian Bach lieferte ihm ein Modell für unerhört Neues. Für seinen Finalsatz lieh er sich den Bauplan der Chaconne für Violine solo des Barockmeisters. Eine achttaktige Basslinie wird dabei stetig unverändert wiederholt. Über ihr variiert das musikalische Geschehen. Was allerdings bei Bach sofort hörbar ist, versteckt Brahms in seinem kunstvollen Satz so gut, dass selbst seine Freunde das Prinzip lange nicht erkannten, als sie über die Form des Stücks rätselten. Auch ein klar umrissenes Thema sucht man vergeblich. Vielmehr sind diese Variationen 32 Miniatur-Essays über einen Gedanken, der nur im Hintergrund präsent ist: »Bei einem Thema zu Variationen«, so Brahms, »bedeutet mir eigentlich, fast, beinahe nur der Bass etwas. Aber dieser ist mir heilig, er ist der feste Grund, auf dem ich dann meine Geschichten baue. Was ich mit der Melodie mache, ist nur Spielerei.«

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