Ein Beethoven-Abend mit dem Bundesjugendorchester
Als Beethoven seine berühmte Eroica komponierte, litt er unter dem fortschreitenden Verlust seines Gehörs. Künstlerisch trotzte er der Krankheit, doch sozial isolierte sie ihn. Ausgehend davon widmen sich das Bundesjugendorchester und Schüler*innen des Bildungs- und Beratungszentrums für Hörgeschädigte Stegen hier dem Thema Hören. Neben der Eroica erklingen Werke von Brett Dean, Mark Barden und Bernhard Wulff, die mit und für Hörgeschädigte entstanden sind.
Das Bundesjugendorchester hat sich eine besondere Programmkonzeption ausgedacht: In die Aufführung der Eroica integriert es hier zwei Stücke von zeitgenössischen Komponisten. Aufgeführt wird Brett Deans Testament sowie ein neues Werk für Orchester und E-Gitarre, das Mark Barden im Auftrag des Deutschen Musikrats für das Bundesjugendorchester geschrieben hat.
Brett Dean, ehemaliger Bratscher der Berliner Philharmoniker und heute einer der erfolgreichsten Komponisten seiner Generation, ließ sich von Beethovens »Heiligenstädter Testament« inspirieren – insbesondere von Beethovens Schreibfeder, die leise, aber hörbar über das Papier huscht. Zitate aus dem Ersten Rasumowsky-Quartett spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Brett Dean konzipierte sein Stück ursprünglich für zwölf Bratschen und erarbeitete später eine Orchesterfassung.
Mark Barden, Schüler von Rebecca Saunders, Mathias Spahlinger und Jörg Widmann, versteht den Klang als physisches Phänomen. Ihm geht es nicht darum, mit musikalischem Material zu spielen, sondern Klänge zu sammeln und zusammenzustellen. Seine Musik ist hochvirtuos und geräuschhaft zugleich. »Mark Bardens Werk inszeniert das Scheitern, das sich unmittelbar an oder jenseits der Grenzen dessen einstellt, was wir hören und physisch umsetzen können«, heißt es in der Laudatio der Ernst von Siemens Musikstiftung, dessen Förderpreisträger der Komponist 2015 war.
Als 1803 seine Dritte Symphonie entstand, zählte Beethoven – heute für uns ein Klassiker – zu den avantgardistischen Komponisten seiner Zeit. Der heroische Gestus des Werks, der neuartige Umgang mit dem Material und die kühne Harmonik wirkten unerhört modern. Das Bundesjugendorchester, in dem die begabtesten jungen Instrumentalist*innen Deutschlands spielen und das einmal im Jahr auf Einladung der Philharmoniker nach Berlin kommt, stellt dieses ungewöhnliche Programm unter der Leitung von Christoph Altstaedt vor.
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