Mahlers Dritte mit Yannick Nézet-Séguin und Joyce DiDonato

Mahlers Dritte Symphonie ist eine Art musikalische Schöpfungsgeschichte: »Die ganze Natur«, so der Komponist, »bekommt darin eine Stimme«, auch tief Geheimes sei hier enthalten. Und so erzählt das Werk von Pflanzen, Tieren und Menschen – und von der göttlichen Liebe als höchster Form allen Seins. Es dirigiert Yannick Nézet-Séguin, als Vokalsolistin ist Joyce DiDonato dabei, eine der prominentesten Mezzosopranistinnen unserer Zeit.
Gustav Mahler war ein Workaholic, sein Arbeitspensum als Kapellmeister am Hamburger Theater schier übermenschlich. Um zu komponieren, zog er sich während der Sommerurlaube 1895 und 1896 in eine karge Hütte am Attersee zurück. Als hier seine Dritte Symphonie heranwuchs, schrieb er der ihm nahestehenden Sängerin Anna von Mildenburg: »Denke Dir ein so großes Werk, in welchem sich in der Tat die ganze Welt spiegelt«.
Wie eine Urgewalt eröffnen acht Hörner die Symphonie mit einem Weckruf. Blockartig prallt motivisches Rohmaterial in einem erregten Schieben und Drängen aufeinander, bis diese Kräfte am Ende des Satzes im Jubel der belebten Natur gebändigt erscheinen. Domestiziert und mit salonmusikalischer Süße parfümiert, gebärdet sich das Blumen-Menuett. Dramaturgisches Epizentrum des Werks ist das tragikomische Scherzo: Hinter der Maske harmloser Volkstümlichkeit verbirgt sich – so Mahler – »ein ungeheures Lachen über die ganze Welt«. Der entrückte Gesang eines Posthorns verhallt in traumhafter Utopie. »O Mensch! Gib Acht!«, warnt der Solo-Alt – vor dem Sündenfall? –, doch die vom heiteren »Bimm bamm« des Kinderchors begleitete Beichte gerät beinah zum religiösen Kasperltheater. Erst im innig singenden Finalsatz fügt sich alles zusammen, was anfangs Chaos war. Er verkörpert Mahler zufolge die reine Liebe, »die höchste Stufe, von der aus die Welt gesehen werden kann«.
Mit Yannick Nézet-Séguin und Joyce DiDonato begegnen sich in dieser klingenden Schöpfungsgeschichte zwei Stargäste, die bestens miteinander, mit den Berliner Philharmonikern und der Musik Mahlers vertraut sind.
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