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Die Geschichte des Violinkonzerts reicht von der italienischen Barockmusik bis in unsere Tage. Zwar waren die bedeutenden Komponisten nach Vivaldi und Mozart im Regelfall selbst keine versierten Geiger (umgekehrt allerdings bedeutende Virtuosen wie Paganini, Henryk Winiawski, Pablo de Sarasate und Eugène Ysaÿe oft beachtliche Komponisten), doch fast alle fühlten sich angezogen von der einzigartigen Klangmischung des Orchesters mit dem Geigenton, der in der Tiefe überraschende Kraft entfalten kann und in der Höhe alle anderen Streichinstrumente überstrahlt. Nach Barock und Frühklassik erreichte das Violinkonzert mit Ludwig van Beethoven eine neue Stufe: Sein Opus 61 verhalf dem Orchester zur Gleichberechtigung mit dem Soloinstrument und steht in Umfang wie musikalischem Gehalt Beethovens großen Symphonien in nichts nach. Seither hat sich die Zahl der von wichtigen Komponisten geschaffenen Violinkonzerte allerdings deutlich verringert: Vivaldi schrieb über 200, Mozart immerhin fünf, nach Beethoven haben unter anderem Schumann, Brahms, Dvořák und Tschaikowsky ebenfalls je nur einen einzigen Gattungsbeitrag vorgelegt. Umso stärker funkeln sie als Solitäre.

Auch im 20. Jahrhundert wurde das Repertoire beträchtlich bereichert, wobei sich der geographische Fokus erweiterte: Kraftvolle Solokonzerte steuerten aus Nordeuropa Nielsen und Sibelius bei, aus Russland unter anderem Prokofiev und Schostakowitsch. Auf ganz unterschiedliche Weise epochale Violinkonzerte schufen die Ungarn Béla Bartók und György Ligeti, Alban Bergs »dem Andenken eines Engels« gewidmete Komposition gehört – mit eingeflochtenem Bach-Choral und verfremdeten Ländlerklängen – zu den erschütterndsten Werken der Moderne.

Es gäbe dieses großartige Repertoire nicht ohne die wichtigsten Geigerinnen und Geiger der jeweiligen Epoche. An erster Stelle ist hier Joseph Joachim zu nennen, der Robert Schumann und Antonín Dvořák, Johannes Brahms und Max Bruch bei der Arbeit an ihren Violinkonzerten beriet. Eine ähnliche Bedeutung als Widmungsträger und Uraufführungssolist wie Joachim im 19. Jahrhundert kam David Oistrach für die russische Musik des 20. Jahrhunderts zu. Mit Joachim wie Oistrach haben die Berliner Philharmoniker wiederholt zusammengearbeitet. Überhaupt waren fast alle bedeutenden Geigerinnen und Geiger des 20. Jahrhunderts wie George Enescu, Jascha Heifetz, Christian Ferras, David und Igor Oistrach oder Ina Haendel in Konzerten des Orchesters zu erleben.

Tief in die Annalen der Philharmoniker-Geschichte schrieb sich 1929 Yehudi Menuhin ein, der unter der Leitung von Bruno Walter und im Alter von nur 13 Jahren Violinkonzerte von Bach, Brahms und Beethoven an einem Abend aufführte. 1977 präsentierte Herbert von Karajan dem Publikum ein genau so altes, nicht weniger staunenswertes Wunderkind: Anne-Sophie Mutter, die zur bestimmenden Solistin der späten Karajan-Ära wurde.

Die bemerkenswerte Gruppe von Geigerinnen der jüngeren Generation wird in Konzerten des Orchesters unter anderem von Janine Jansen, Baiba Skride, Lisa Batiashvili, Isabelle Faust, Vilde Frang und Patricia Kopatchinskaja vertreten. Als Artists in Residence amtierten Leonidas Kavakos und Christian Tetzlaff, die seit vielen Jahren eine enge Beziehung mit dem Orchester verbindet. Ein besonders umfangreiches Repertoire hat schließlich in den letzten Jahren Frank Peter Zimmermann mit den Berliner Philharmonikern realisiert; es reicht von Mozart bis zu einer Uraufführung des Finnen Magnus Lindberg. So lange sich Komponisten von so großartigen Künstlern inspirieren lassen können, wird auch die Geschichte des Violinkonzerts kein Ende finden.

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