Konzert

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Viele Komponisten, etwa Berlioz, Liszt, Brahms und Britten, haben von einzelnen Schubert-Liedern Orchesterversionen angefertigt. Den gesamten Zyklus von Schuberts Gipfelwerk Winterreise für Kammerensemble zu bearbeiten, wagte allerdings erst Hans Zender in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts: »Meine ›lecture‹ der Winterreise«, so der deutsche Komponist und Dirigent, »sucht nicht nach einer neuen expressiven Deutung, sondern macht systematisch von Freiheiten Gebrauch, welche alle Interpreten sich normalerweise auf intuitive Weise zubilligen: Dehnung bzw. Raffung des Tempos, Transposition in andere Tonarten, Herausarbeiten charakteristischer farblicher Nuancen.«

In jener Bearbeitung, die selbst Puristen begeistert, bleibt der ursprüngliche Gesangspart weitgehend unangetastet, während die Behandlung der Klavierstimme zwischen »Instrumentation« und »Neufassung« changiert und von Lied zu Lied unterschiedlich ausfällt: Während sich Zender etwa beim »Lindenbaum« darauf beschränkte, die vorhandenen Noten auf das von ihm gewählte Instrumentarium zu verteilen, sind andere Lieder dem Fin-de-Siècle-Tonfall Gustav Mahlers oder dem Expressionismus Alban Bergs verpflichtet.

Mit dem Aufzeigen dieser und anderer Traditionslinien setzt Zenders Winterreise Momente frei, die in Schuberts Musik zwar angelegt sind, aber unter der klassischen Oberfläche noch verborgen bleiben. Unter der Leitung von Sir Simon Rattle widmen sich Stipendiaten der Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker zu später Stunde dieser überaus gelungenen Lesart der Winterreise, es singt der Tenor Christian Elsner.

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