Saisoneröffnung 2024: Kirill Petrenko dirigiert Bruckners Fünfte
Die Berliner Philharmoniker und Kirill Petrenko starteten in die neue Saison – wenige Tage vor dem 200. Geburtstag Anton Bruckners. Mit der Fünften Symphonie kämpfte der Komponist um seine öffentliche Anerkennung. In ihr präsentiert er sich als begnadeter musikalischer Architekt, führt schwelgerische Melodien, feierliche Choräle und kontrapunktische Strukturen zusammen. Kirill Petrenko betonte die avantgardistische Seite des Werks – eine »begeisternde« Interpretation von »Ausnahmerang«, wie Die Presse meinte.
Als Chefdirigent hat Kirill Petrenko bereits viele Werke der deutsch-österreichischen Symphonik mit den Berliner Philharmonikern aufgeführt. Nach Symphonien von Mozart, Beethoven, Schubert, Mendelssohn, Schumann, Brahms und Mahler interpretiert er mit dem Orchester nun zum ersten Mal Musik von Anton Bruckner.
Als Bruckner seine Fünfte Symphonie komponierte, litt er unter finanziellen Sorgen, mangelnder Anerkennung und allgemeiner Mutlosigkeit. Einem Freund schrieb er in dieser Zeit: »Mein Leben hat alle Freude und Lust verloren.« Dass er gerade in dieser Situation sein bis dahin wohl anspruchsvollstes Werk konzipierte, spricht für die Beharrlichkeit und den unbedingten Gestaltungswillen des Komponisten. Das Werk, über das Bruckner ein eng gewobenes Netz aus motivisch-thematischen Beziehungen gespannt hat, gipfelt in einem Finale von nahezu unvergleichlich wuchtiger Erhabenheit. Wie in Beethovens Neunter Symphonie kehren in Bruckners Fünfter Themen aus den vorangegangenen Sätzen zu Beginn des Finales zurück. Und wie im letzten Satz aus Mozarts Jupiter-Symphonie findet man am Ende von Bruckners Werk eine Übereinanderschichtung verschiedenster Motive und Themen in meisterlicher Fugen-Technik. Für den letzten Abschnitt hat Bruckner sich den Wiederauftritt eines mächtigen Blechbläser-Chorals vorbehalten.
Passend zur krisenhaften Entstehungszeit konnte Bruckner wegen einer Krankheit nicht zur Uraufführung reisen. Sie fand 1894 statt – fast 20 Jahre nach der Vollendung des Werks – und präsentierte die Symphonie in einer vom Dirigenten Franz Schalk auf fragwürdige Weise eingerichteten Version. Mit einer brieflich an Bruckner formulierten Einschätzung sollte Schalk allerdings recht behalten: »Von der niederschmetternden Gewalt des Finales kann niemand sich eine Vorstellung machen, der es nicht gehört.«
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