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Herbert von Karajans Inszenierung von Verdis Otello bei den Salzburger Festspielen brachte es in den Jahren 1970–72 auf insgesamt 14 Aufführungen. In Robert Dornhelms Film Karajan oder Schönheit, wie ich sie sehe erinnert sich der Dirigent Mariss Jansons: »Diese Vorstellung von Otello mit Mirella Freni und Jon Vickers – unglaublich. Ich konnte nicht schlafen. Ich bin die ganze Nacht durch Salzburg gegangen. Ich war wie unter Hypnose.« Die vorliegende Filmfassung aus dem Jahr 1973, bei der Karajan von dem Schauspieler und Fernsehregisseur Roger Benamou als Co-Regisseur unterstützt wurde, ist insofern von besonderem historischen Wert, als sie eine der großartigsten Otello-Produktionen und -Besetzungen des 20. Jahrhunderts dokumentiert.

Für Karajan gab es keinen besseren Otello als den kanadischen Tenor Jon Vickers, in dessen verstörender, ans Psychotische grenzender Darstellung des Moors von Venedig sich Einsichten der modernen Psychologie verbanden mit den fanfarengleichen Tönen legendärer Otello-Sänger früherer Tage. Sein Zusammenspiel mit Desdemona – dargestellt von der lyrischen Sopranistin Mirella Freni, die Karajan ebenfalls sehr schätzte – gewinnt vor allem in den beiden letzten Akten der Oper eine nahezu unerträgliche Intensität.

Der englische Bariton Peter Glossop war wie viele seiner damaligen Kollegen ein echter Verdi-Bariton. Mit Verdi hatte er erstmals 1968 in Mailand gearbeitet, als er zusammen mit Vickers, der den Canio sang, als Tonio in Karajans aufwühlender Filmversion von Leoncavallos Pagliacci mitwirkte. Karajan war angeblich sofort begeistert von Glossops durchdringendem Blick und seiner schauspielerischen Intelligenz. Als ein Jago der englischen Tradition ist Glossop weniger der aalglatte italienische Machiavelli, sondern eher der raue, verbitterte Soldat aus Shakespeares Original.

Für Bühnenbilder und Kostüme zeichneten Karajans langjährige Weggefährten Günther Schneider-Siemssen und Georges Wakhevitch verantwortlich. Die Tonspur wurde im April 1973 in der Berliner Philharmonie aufgezeichnet, zu einem Zeitpunkt, als die Philharmoniker dank Karajan bereits viel Erfahrungen im italienischen Repertoire gesammelt hatten. Als der Film seinerzeit in die Kinos kam, hatten Bild und Ton noch mit diversen technischen Problemen zu kämpfen, die durch eine digitale Nachbearbeitung glücklicherweise alle bereinigt werden konnten.

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