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Einem Gedicht Joseph von Eichendorffs zufolge »schläft ein Lied in allen Dingen«. Es aufzuwecken, sei Aufgabe der Dichter und Komponisten. Manche Tonschöpfer hielten es allerdings genau umgekehrt und versteckten in ihren Kompositionen außermusikalische Geheimnisse. Besonders tief und lange »schlief« ein solches Geheimnis in Alban Bergs Lyrischer Suite von 1926. Da das streng zwölftönig konstruierte Werk alle Anforderungen der absoluten Instrumentalmusik erfüllt, enthüllte erst der Fund einer annotierten Taschenpartitur in den 1970er Jahren das versteckte Programm: Berg hatte mit Hilfe von ausgeklügelten Zahlenverhältnissen, der Symbolik von Tonbuchstaben und Themenzitaten von Richard Wagner und Alexander von Zemlinsky das Protokoll einer heimlichen Liebesaffäre verfasst.

Während das Erste Violinkonzert von Béla Bartók sowie Gustav Mahlers unvollendete Zehnte Symphonie ebenfalls vom Liebesleid ihrer Verfasser inspiriert wurden und Antonín Dvořák mit seinem Cellokonzert vermutlich seiner verstorbenen Schwägerin gedachte, hatte der Geheimnischarakter in Dmitri Schostakowitschs Musik politische Gründe: Der zweite Satz seiner Zehnten Symphonie stellt einer Äußerung des Komponisten zufolge ein grausames Porträt Stalins dar. Zudem spielt das Motiv aus den Tönen D-S-C-H als Chiffre des Komponistennamens eine zentrale Rolle.

Robert Schumann schließlich brauchte keine Anlässe, sondern liebte musikalische Geheimnisse um ihrer selbst willen. Zu den zahlreichen versteckten Grüßen an seine spätere Ehefrau Clara gehört auch der Schluss seiner Zweiten Symphonie, der Beethovens, an dessen »ferne Geliebte« gerichteten Gesang »Nimm sie hin denn, diese Lieder« zitiert.

Ein besonderes Rätsel legte Edward Elgar mit seinen Enigma-Variationen vor, 14 musikalischen Porträts von Verwandten und Freund*innen. Da Elgar selbst Hinweise gab, wer die gemeinten Personen sind, ist dies nicht das eigentliche Rätsel des Werks. Dieses sei vielmehr »ein anderes, größeres Thema, das aber nicht gespielt wird«, wie der Komponist es kryptisch formulierte – und damit Musikforscher*innen in aller Welt vor eine überaus knifflige Aufgabe stellte.

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