Bedřich Smetana
Komponist
Bedřich Smetana war einer der ersten Komponisten, die sich ausdrücklich als tschechisch definierten. Er gilt in dieser Hinsicht als Begründer einer Tradition, die sich von Antonín Dvořák, Leoš Janáček, Josef Suk und Bohuslav Martinů bis in die Gegenwart fortsetzt. Smetana war Teil der tschechischen Emanzipationsbewegung, die sich gegen die Dominanz der Habsburger Monarchie und der deutschsprachigen Minderheit für die politische und kulturelle Eigenständigkeit der Region engagierte. Dabei fiel dem Musiker – der Deutsch als erste Sprache gelernt hatte und auf den Namen Friedrich getauft worden war – die Beherrschung des Tschechischen lange schwer.
Smetana wurde in Prag zum Pianisten und Komponisten ausgebildet. Von 1856 bis 1861 lebte er im schwedischen Göteborg, später war er in Prag als Chorleiter und Dirigent tätig. Ein wichtiges Ereignis für die tschechische Kulturnation war die Errichtung des Nationaltheaters, das 1881 mit der Uraufführung von Smetanas Oper Libuše (Libussa) eröffnet wurde. Smetanas Leben war von zahlreichen Schicksalsschlägen geprägt. Von seinen sechs Töchtern starben drei als Kinder, auch seine erste Ehefrau starb jung. Im Jahr 1874 verlor der Komponist, der seine letzten Tage in einer psychiatrischen Klinik verbrachte, das Gehör. Zentral in seinem Schaffen waren Opern in tschechischer Sprache und Symphonische Dichtungen. Sein Klaviertrio und seine beiden Streichquartette sind autobiografische Bekenntnisse von großer emotionaler Kraft. Smetanas Einsatz für die tschechische Sache führte dazu, dass man ihn außerhalb seiner Heimat lange unterschätzte. International durchgesetzt haben sich vor allem die Oper Die verkaufte Braut, das Streichquartett Aus meinem Leben und die Symphonische Dichtung Vltava (Die Moldau) aus dem Zyklus Má vlast (Mein Vaterland). Für die Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag Smetanas 2024 setzten die Berliner Philharmoniker und Chefdirigent Kirill Petrenko Aufführungen von Má vlast in Berlin und Prag aufs Programm.