Jean-Philippe Rameau
Komponist
»Der unsterbliche Rameau ist das größte musikalische Genie, das Frankreich hervorgebracht hat«, so Camille Saint-Saëns, der sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts um die Wiederentdeckung des 1764 gestorbenen Kollegen bemühte. Tatsächlich war Jean-Philippe Rameau für Frankreich so bedeutsam wie Bach für Deutschland und Händel für England. Was seine Karriere als Komponist von Ballettopern, Tragödien und lyrischen Komödien anging, kann er allerdings als Spätzünder gelten: »Seit meinem zwölften Lebensjahr habe ich mich mit dem Theater beschäftigt, doch nie für die Oper gearbeitet, bevor ich 50 wurde«.
Jean-Philippe Rameau wurde 1683 unter der Herrschaft des »Sonnenkönigs« Ludwig des XIV. in Dijon geboren. Zwei Jahre älter als Bach und Händel, wuchs er als achtes von elf Kindern eines Organisten auf, dem er bald assistierte. Nach einer Italienreise begann Rameau im Alter von 19 Jahren selbst seinen Lebensunterhalt als Organist zu verdienen, unter anderem in Avignon, Paris und Dijon. 1706 veröffentlichte er sein Premier livre de pièces de clavecin, 1723 die Pièces de clavecin avec une méthode pour la mécanique des doigts und drei Jahre später, als weitere musiktheoretische Abhandlung, sein Nouveau Système de musique théorique. Neben den Nouvelles Suites de pièces de clavecin schrieb Rameau auch Motetten und Kantaten. Um 1731 lernte er seinen zukünftigen Mäzen Alexandre Le Riche de la Pouplinière kennen, dessen Privatorchester er über zwanzig Jahre leitete und der ihm zudem Voltaire vorstellte. Letzterer sagte zu, für Rameau das Libretto für die Tragédie en musique Samson zu schreiben, das 1736 jedoch der Zensur zum Opfer fiel. Parallel zu den Arbeiten an dem zum Scheitern verurteilten Opernprojekt konkretisierte sich ein weiteres: Hippolyte et Aricie nach einem Libretto des Abbé Simon-Joseph Pellegrin. Die Premiere im Oktober 1733 löste eine Kontroverse zwischen den Anhängern Rameaus und denen des bereits verstorbenen Jean-Baptiste Lully aus. Dessen ungeachtet komponierte Rameau zahlreiche weitere Bühnenwerke, die immer erfolgreicher wurden – bis ihm Ludwig XV. 1745 den Titel eines Hofkomponisten verlieh. Am 12. September 1764 starb Jean-Philippe Rameau in Paris.