Jordi Savall debütiert mit Mozarts »Jupiter-Symphonie«

Als Jordi Savall Mozarts strahlende Jupiter-Symphonie einspielte, begeisterte er mit einer lebendigen, kontrastreichen Interpretation – geprägt durch seine jahrzehntelange Auseinandersetzung mit historischer Aufführungspraxis. Dieser Symphonie wählte der katalanische Dirigent, Gambist und Forscher für sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern. Dazu erklingt Musik des Barock – mit Jean-Philippe Rameaus festlicher Suite aus Naïs und Christoph Willibald Glucks bahnbrechender Ballettmusik Don Juan.

Das barocke Musiktheater setzte auf repräsentativen Pomp und Effekte: Virtuos verzierter Gesang, Balletteinlagen und raffinierte Bühnentechnik boten ein Spektakel, bei dem man leicht vergessen konnte, dass die zugrundeliegenden Stoffe – meist antike Erzählungen – mitunter wenig eigenen Unterhaltungswert hatten. Jean-Philippe Rameaus Pastorale héroïque Naïs entstand als »opéra pour la paix« anlässlich der Feierlichkeiten, die Ludwig XV. nach dem Frieden von Aachen 1748 in Frankreich veranstalten ließ. Der Prolog huldigt dem Göttervater Jupiter, der den Olymp gegen Angriffe der Giganten und Titanen verteidigt – für das begeisterte Publikum der Uraufführung eine unmissverständliche Anspielung an den Sonnenkönig.

»Meine Absicht war es, die Musik von allen Missbräuchen zu reinigen, welche sich infolge der Eitelkeit der Sänger und der übergroßen Nachgiebigkeit der Komponisten in die italienische Oper eingeschlichen haben, und welche dies prächtigste und schönste aller Schauspiele in das lächerlichste und langweiligste verwandeln.« Direkte Worte eines entschlossenen Reformators: Christoph Willibald Gluck stellte im künstlerischen Klima des aufkeimenden Klassizismus’ die Opernwelt der 1760er-Jahre auf den Kopf. Um echten Gefühlsausdruck anstelle dargestellter Affekte ging es ihm – und das nicht nur in der Oper, sondern auch im Ballett. Seine Musik zu Don Juan löste dieses Versprechen ein – und schrieb Geschichte: Es war eines der ersten vollständig ausgeführten Ballets en action, da eine dramatische Handlung ohne gesprochenen oder gesungenen Text nur durch Gestik, Mimik und Musik präsentiert wurde.

Mozarts Jupiter-Symphonie, mit der Jordi Savall am Ende des Programms in der Klassik ankommt, schlägt einen doppelten Bogen zum Beginn: Ihre imposante Schlussfuge ist eine Hommage an Bach und Händel. Ihr Beiname (er stammt mutmaßlich von Geiger Johann Peter Salomon) erhebt nicht nur die überwältigend kunstvolle Musik der Symphonie, sondern auch ihren Schöpfer in den Olymp – und verkörpert damit zugleich eine zentrale Idee der Aufklärung: »Dann ist die Erd’ ein Himmelreich, /und Sterbliche den Göttern gleich«, heißt es in der Zauberflöte, die Mozart in den letzten Takten der Symphonie zitiert.

Berliner Philharmoniker
Jordi Savall

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