Konzert

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»Die Heimkehr des verlorenen Vaters« so überschrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung ihre begeisterte Rezension des Konzerts vom 31. März 1992 im Berliner Schauspielhaus mit Bruckners Siebter Symphonie, für das Sergiu Celibidache nach 38 Jahren zu den Berliner Philharmonikern zurückgekehrt war. Der Rezensent sprach von einer »musikalischen Sternstunde«, und nicht nur viele Kollegen, sondern auch die stehenden Ovationen des Publikums gaben ihm darin Recht.

1946, als in der dramatischen Nachkriegszeit Dirigenten in Deutschland knapp waren, wurde Celibidache als junger Musikstudent ans Pult der Philharmoniker berufen und erwies sich als sensationeller Glücksgriff. Sechs Jahre lang arbeitete man erfolgreich zusammen – bevor es 1954 zum Zerwürfnis kam: Das Orchester hatte sich nach Furtwänglers Tod für Herbert von Karajan als neuen Chefdirigenten entschieden. Nie wieder wollte Celibidache danach die Berliner Philharmoniker noch einmal dirigieren, und erst eine Einladung des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zu zwei Benefizkonzerten vermochte ihn umzustimmen. Und so traf man sich wieder, bei der ersten Probe auf der Bühne des Schauspielhauses. Die Atmosphäre war unbeschreiblich: Rührung, vielleicht auch etwas Reue, bei den Musikern, die damals schon im Orchester gewesen waren, mischte sich mit erwartungsvoller Neugier oder auch vorsichtiger Skepsis bei all den anderen, die nun zum ersten Mal unter diesem Dirigenten spielten.

Nach mehr als 30 Minuten detaillierten Feilens am Klang lediglich der ersten Takte der Symphonie war klar: Mit Celibidache stand jetzt einer der bedeutendsten Bruckner-Dirigenten aller Zeiten am Pult, der mit anderen Orchestern – insbesondere »seinen« Münchner Philharmonikern – einen kontemplativen und alles bis in die letzten Winkel ausleuchtenden Musizierstil entwickelt hatte, der auch bei einem Ausnahmeorchester wie den Berliner Philharmonikern keine Kompromisse kannte. Und sie ließen sich darauf ein, auf das musikalische »Geschehen lassen«, auf das »geistige Ausspielen« der langen Bruckner-Phrasen, wie Celibidache es nannte, »so dass dann das Ende die unvermeidbare Folge aus der Zusammensetzung des symphonischen Konflikts und seiner Gegensätzlichkeiten ist«. Das Ergebnis war ein historisch wie musikalisch einmaliges Ereignis, das es wahrlich verdiente, in Bild und Ton für die Nachwelt festgehalten zu werden.

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