Konzert

Mehr zum Konzert

»Auf einer rein technischen Ebene«, sagt John Adams, »scheinen meine Werke nicht so kompliziert zu sein wie die vieler anderer Gegenwartskomponisten. Meine musikalischen Ideen haben niemals die komplexen Formen benötigt, die wir heute normalerweise von seriösen Tonsetzern erwarten. Die Schwierigkeiten meiner Musik liegen in der Konzentration und der Energetik. In dieser Hinsicht ist sie sehr schwer aufzuführen, denn man merkt sofort, wenn ein Instrumentalist nicht die richtigen Töne spielt. Das ist nicht bei vielen zeitgenössischen Stücken so, wo oft nur der Komponist merkt, dass etwas nicht stimmt ...« John Adams, philharmonischer Composer in Residence dieser Spielzeit, zählt zu den Hauptvertretern des amerikanischen Minimalismus – jener Stilrichtung, bei der über längere Zeiträume einfache Grundmuster (Patterns) mit nur leichten, oft kaum wahrnehmbaren Veränderungen wiederholt werden.

Allerdings hat sich Adams frühzeitig von der starren Mechanik der ersten Minimal-Kompositionen distanziert: »Meine Musik ist, glaube ich, expressiver. Jazzy, langsam, schnell, laut, sanft – all diese Unterschiede darin sind mir wichtig.« Bei seinem Dirigier-Debüt am Pult der Berliner Philharmoniker hat der Komponist seine Harmonielehre aufs Programm gesetzt, ein Werk, das von einem Traum inspiriert wurde, in dem ein großes Containerschiff in der Bucht von San Francisco wie eine Rakete in den Himmel aufstieg; dieses Bild hat seine unmittelbare musikalische Entsprechung am Anfang des Werks, wo sich repetierte e-Moll-Akkorde wie Kanonensalven entladen.

Nach der Pause steht das Violinkonzert Scheherazade.2 auf dem Programm, das John Adams der Geigerin Leila Josefowicz »in den Bogen« komponierte. Inspiriert wurde das Stück durch eine Ausstellung am Pariser Institut du Monde Arabe, in deren Zentrum die Erzählungen aus Tausendundeine Nacht und ganz besonders die Scheherazade-Figur standen: »Die selbstverständliche Brutalität gegenüber Frauen«, so Adams, »die vielen dieser Geschichten zugrunde liegt, ließ mich über die Bilder nachdenken, die wir heute jeden Tag in den Nachrichten sehen [...]. So kam ich auf die Idee, eine dramatische Symphonie zu komponieren, in der die Hauptrolle von einer Solo-Violine übernommen wird.« Obgleich die Musik keine konkrete Geschichte erzählt, breitet Adams in seiner klingenden Vision »provozierende Bilder« aus, die sich gegen Gewalt und Unterdrückung richten: Szenen, in denen Scheherazade von religiösen Eiferern verfolgt und vor Gericht gestellt wird, bis sie im Finale endlich ihre Freiheit findet.

Hilfe Kontakt
So geht’s Newsletter Institutioneller Zugang Zugang Gutscheine
Impressum AGB Datenschutz