Herbert von Karajan dirigiert Wagners »Rheingold«
Von jeher bewunderten Kritiker Herbert von Karajans Fähigkeit, nicht nur Wagners Klangrausch, sondern auch alle Feinheiten der Partitur erlebbar zu machen. Zudem verstand er es, Sänger*innen um sich zu scharen, die jenseits aller Stimmkraft auch die lyrische Zartheit von Wagners Helden vermitteln konnten. Diese Aufzeichnung des Rheingolds mit Thomas Stewart, Brigitte Fassbaender und Peter Schreier ist Karajans einziges szenisches Video-Dokument einer Wagner-Oper.
Herbert von Karajan war einer der angesehensten Wagner-Dirigenten seiner Zeit und wurde vor allem gefeiert für seinen lyrischen und zugleich feurigen Ansatz, der die Kontrapunktik stets klar herausarbeitete und stärker dem Vorbild von Dirigenten wie Toscanini und Clemens Krauss verpflichtet war als der »deutschen« Wagner-Tradition. Karajan meinte einmal: »Als wir den Ring aufführten, sprach man sogar von ›Kammermusik‹. Diese Kennzeichnung finde ich falsch: Es war das Wagner-Orchester in all seiner Klangfülle, mit der gesamten Bandbreite der dynamischen Abstufungsmöglichkeiten.«
Karajan dirigierte im Laufe seiner Karriere insgesamt vier vollständige Ring-Zyklen: 1937 in Aachen, 1951 bei den Bayreuther Festspielen, 1959 in Wien und von 1967 bis 1970 bei den von ihm kurz zuvor gegründeten Osterfestspielen in Salzburg. Schon 1963 hatte der Bühnenbildner Günther Schneider-Siemssen zu ihm gesagt: »Salzburg hat eine herrliche Wagner-Bühne (das Große Festspielhaus). Sie ist zu groß für Mozart, aber für Wagner wäre sie wunderbar.« Als Orchester holte sich Karajan die Berliner Philharmoniker, die seiner Meinung nach am besten geeignet waren, um seine musikalische Vision zu verwirklichen.
1973 gab es eine Wiederaufnahme des Rheingolds, auch weil Karajan hoffte, den gesamten Salzburger Ring auf Film festhalten zu können. Der Amerikaner Thomas Stewart, ein lyrischer Bariton, sang Wotan und Brigitte Fassbaender kam als Fricka hinzu, während Gerhard Stolze, der 1968 bei der Premiere den Loge gesungen hatte, nun den Mime übernahm. Der neue Loge war Peter Schreier, von dem es nur sehr wenige Wagner-Aufnahmen gibt, und der ungarische Bariton Zoltán Kelemen sang Alberich.
Der Soundtrack wurde 1973 aufgenommen, doch die Filmaufnahmen zogen sich bis 1978 hin, und zu diesem Zeitpunkt war klar, dass eine komplette Kinofassung des Salzburger Rings nicht finanzierbar sein würde. Viele von Karajans Wagner-Produktionen wurden auf Schallplatte verewigt und ihre Ausstattung in üppigen Bildbänden dokumentiert. Als Film gibt es leider nur Das Rheingold.
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