Short Rides with John Adams
John Adams ist einer der großen Grenzgänger unter den zeitgenössischen Komponisten. So beeindruckt seine Musik durch wahnwitzige Komplexität und verbreitet zugleich eine ungebändigte Energie, die niemanden kalt lässt. In der Saison 2016/17 arbeitete Adams als Artist in Residence mit den Berliner Philharmonikern zusammen. Unsere Dokumentation Short Rides with John Adams zeichnet diese spannende transatlantische Kooperation nach.
Als »großartigen Komponisten und wundervollen Menschen« charakterisiert Sir Simon Rattle John Adams, mit dem ihn eine mehr als 30-jährige künstlerische Freundschaft verbindet. Der Amerikaner war in der Saison 2016/17 nach mehreren Pianisten und Geigern, dem Bariton Christian Gerhaher sowie dem Regisseur Peter Sellars der erste Komponist, der während der Rattle-Ära das Amt des Artist in Residence bei den Berliner Philharmonikern bekleidete. Zum Auftakt feierte Adams sein Debüt als Dirigent des Orchesters, in den folgenden Monaten waren einige seiner wichtigsten Werke unter der Leitung von Gustavo Dudamel, Alan Gilbert, Kirill Petrenko und Sir Simon zu erleben. Der Film Short Rides with John Adams von Magdalena Zięba-Schwind und Daniel Finkernagel dokumentiert die Residency des Dirigenten und Komponisten, zeigt ihn bei der Probenarbeit und begleitet ihn bei Museumsbesuchen und Spaziergängen durch Berlin. Wäre seine kalifornische Heimat nicht so weit entfernt, er würde sich viel öfter in der deutschen Hauptstadt aufhalten, so Adams. In Interviews mit der temperamentvoll-furchtlosen Geigerin Leila Josefowicz, mit Simon Rattle, Gustavo Dudamel und Alan Gilbert erfährt man zudem, wie sehr der Künstler für seine Menschlichkeit, seinen Humor und seine Energie geschätzt wird.
Der 1947 geborene John Adams hat seinem ausdrücklich amerikanischen Idiom die Treue gehalten und sich zugleich über die Jahrzehnte auf staunenswerte Weise und weit über seine Ursprünge in der Minimal Music hinaus entwickelt. Dies zeigen die von den Berliner Philharmonikern aufgeführten Werke exemplarisch. Die Auswahl reicht von den nur einige Minuten dauernden Stücken Short Ride in a Fast Machine und Lollapalooza über die berühmte Harmonielehre aus den 80er-Jahren und das unkonventionelle Violinkonzert Scheherazade.2 – in Berlin von der Widmungsträgerin Leila Josefowicz interpretiert – bis zum gleichermaßen monumentalen und bewegenden Passions-Oratorium The Gospel According to the Other Mary, dessen Libretto von Adams’ langjährigem Mitstreiter Peter Sellars stammt. Zur europäischen Avantgarde hielt der Künstler, der in prägenden Jugendjahren von der Jazz- und Rockmusik sowie von der Hippie-Bewegung beeinflusst wurde, respektvolle Distanz. Seine Kompositionen suchen die direkte Kommunikation mit dem Publikum und verstehen sich nicht zuletzt als politische Positionsbestimmungen in krisenhaften Zeiten.
Ein Film von Magdalena Zięba-Schwind und Daniel Finkernagel (2017)
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Künstler*innen
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