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»Leider nicht von mir«, schrieb Brahms neben ein paar Takte, die er auf einer Serviette notiert hatte. Der musikalische Einfall, der ihm solch neidvolle Bewunderung entlockte, war der Walzer An der schönen blauen Donau von Johann Strauss (Sohn). Verstecken musste sich ein Brahms deshalb freilich nicht – für seine gesungenen Liebeslieder-Walzer fand er einen ganz eigenen Tonfall und konnte getrost riskieren, »ein Esel zu heißen, wenn unsere Liebeslieder nicht einigen Leuten Freude machen«.

Mit seiner Strauss-Verehrung war Brahms in guter Gesellschaft. »Beim Gehen auf der Straße, veranlasst durch Walzerklänge, die aus dem Innern eines Kaffeehauses drangen« verfasste Ferruccio Busoni seinen Tanz-Walzer und widmete ihn dem Andenken Johann Strauss’. Vom harmlosen Ländler, aus dem der Gesellschaftstanz hervorging, ist hier nur noch wenig zu erahnen. Busonis Walzer wartet neben Anmut und typischem Schwung mit orchestraler Monumentalität auf. In seinen melancholischen Passagen schimmert ein nostalgisches Abschiednehmen von der glanzvollen Ära des Walzers durch. Auf besondere Weise wird der Tanz auch in Richard Strauss’ Rosenkavalier zur Chiffre vergangener Zeiten: Die Opernhandlung spielt im Österreich Maria Theresias ­und damit in einer Zeit, in der Walzer noch gar nicht erfunden war – ein schöner Anachronismus.

Während der Walzer in Tschaikowskys Ballett Schwanensee ausgesprochen tanzbar ist und es sich sogar zu Berlioz’ Ballszenenwalzer aus der Symphonie fantastique durchaus tanzen lässt, gestaltet sich eine Choreographie im zweiten von Rachmaninows Symphonischen Tänzen angesichts großer Temposchwankungen ungleich schwieriger. Geradezu gefährlich wird der Versuch in Ravels La Valse, in dem ein Walzer straussscher Prägung sich in einen derartigen Rausch steigert, dass er am Ende zum »tödlichen Strudel« (Ravel) wird.

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