Eine Sopranistin empfiehlt: Marlis Petersens Highlights
Musik vom Barock bis zur Nachkriegszeit umfasst die Playlist, die Marlis Petersen aus dem Archiv der Digital Concert Hall zusammengestellt hat. Die Sopranistin, die eine enge künstlerische Partnerschaft mit Kirill Petrenko verbindet, amtierte 2019/20 als Artist in Residence der Berliner Philharmoniker. Neben Auftritten geschätzter Kolleginnen hat sie persönliche Favoriten aus dem Late Night- und dem Education-Format sowie eine Karajan-Aufnahme ausgewählt, die am Tag ihrer Geburt entstanden ist. Petersen selbst ist mit einer Komposition von George Crumb zu erleben, die sie bei ihrem philharmonischen Debüt 2014 interpretierte.
Mit der Sopranistin Marlis Petersen wurde zum ersten Mal eine Sängerin Artist in Residence der Berliner Philharmoniker. Im Antrittskonzert von Kirill Petrenko als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker übernahm sie am Eröffnungsabend der Saison 2019/20 die Sopranpartien in Alban Bergs Lulu-Suite und Beethovens Neunter Symphonie. Zu weiteren geplanten Projekten gehörte Beethovens Oper Fidelio mit Petersen in der Hauptrolle, die szenisch bei den Osterfestspielen in Baden-Baden und konzertant in der Philharmonie aufgeführt werden sollte. Dazu ist es wegen der Konzertabsagen während der Corona-Pandemie nicht gekommen. Umso schöner, dass die Sängerin aus dem Archiv der Digital Concert Hall eine Playlist mit Lieblingswerken und -aufführungen zusammengestellt hat.
Marlis Petersen gehört zu den vielseitigsten und erfolgreichsten Opern-, Konzert- und Liedsängerinnen unserer Zeit. Gefeiert werden ihre Auftritte in Bühnenwerken von Mozart und Richard Strauss, im italienischen Belcanto und in der französischen Oper. Zudem widmet sich die Künstlerin mit besonderem Engagement der modernen und zeitgenössischen Musik. Zu einer ihrer Paraderollen wurde die Titelheldin in Alban Bergs Lulu, die sie an den bedeutendsten Opernhäusern – unter anderem in Wien, New York und Chicago – gesungen hat. Als einen Höhepunkt in der Beschäftigung mit diesem Werk bezeichnete sie die Lulu-Produktion mit Kirill Petrenko an der Bayerischen Staatsoper. In München hat Petersen unter der Leitung von Petrenko auch in Neuproduktionen als Salome und in der weiblichen Hauptrolle von Erich Wolfgang Korngolds Die tote Stadt auf der Bühne gestanden.
Die Playlist spiegelt das vielseitige Repertoire der Sängerin wider und reicht von einem Education-Tanzprojekt zur Musik von Rameau bis zu einem Stück von Henri Dutilleux für Solo-Cello, das die philharmonische Cellistin Solène Kermarrec in einem Late Night-Konzert aufführte. In der Auswahl erweist Petersen auch einigen geschätzten Kolleginnen ihre Referenz: Joyce DiDonato ist mit Richard Strauss, Véronique Gens mit den wunderbaren, viel zu wenig bekannten Liedern von Henri Duparc zu hören. Besonders bewegend ist die Wiederbegegnung mit Stella Doufexis in Strawinskys Pulcinella. Die Mezzosopranistin verstarb 2015 im Alter von nur 47 Jahren.
Lulu hat Marlis Petersen auch an der Staatsoper Hamburg unter der Leitung von Ingo Metzmacher gesungen. Metzmacher ist in der Playlist mit Charles Ives Vierter Symphonie zu erleben; ein Werk, das Petersen als musikalisches Großstadtporträt und wegen seiner bitonalen Passagen fasziniert. Das letzte Stück, das Kirill Petrenko mit den Berliner Philharmonikern vor seiner Wahl zum Chefdirigenten aufführte, war Alexander Skrjabins Le Poème de l’extase. Marlis Petersen hat die klangmächtige Interpretation ebenso in ihre Auswahl aufgenommen wie ihr eigenes Debüt beim Orchester: Im Januar 2014 interpretierte sie George Crumbs Vokalzyklus Ancient Voices of Children, der durch stimmliche Akrobatik, ungewöhnliche Instrumente und einen gelegentlich an Gustav Mahler erinnernden Tonfall beeindruckt.
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