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Die Identitätssuche in musikalischen Werken, die Kirill Petrenko in den Fokus seines Saisonprogramms 2022/23 gestellt hat, offenbart sich auf ganz unterschiedliche Weise. Da ist der Wunsch, eine nationale oder ethnische Zugehörigkeit zum Ausdruck zu bringen: Jean Sibelius komponierte mit Finlandia die inoffizielle Nationalhymne des lange von Russland besetzten Finnlands. Zoltán Kodály bereiste seine Heimat Ungarn und die Nachbarregionen, um Volkslieder zu sammeln – diese Inspiration schlug sich unter anderem in den Tänzen aus Galánta nieder.

Peter Tschaikowsky wiederum kämpfte nicht nur gegen Selbstzweifel, vor allem suchte er als Homosexueller nach seinem Platz in einer Umwelt, die gleichgeschlechtliche Liebe unter Strafe stellte. In seiner Pathétique scheint dieser Identitätskampf unmittelbar abgebildet. Kirill Petrenko dirigiert hier die Symphonie, in der Klagen in Verzweiflung und schließlich Resignation umschlägt.

Ein humanistisches Weltbild prägte sowohl das Schaffen Wolfgang Amadeus Mozarts als auch Ludwig van Beethovens. »Sterbliche werden den Göttern gleich« – so selbstbewusst emanzipiert sich der Mensch in der Zauberflöte gegenüber der religiösen Herrschaft. Freiheit für alle Menschen ersehnte auch Beethoven. Dass Napoleon ihn als Reformator jedoch bitter enttäuschte, führte dazu, dass er die Widmung seiner Eroica kurzerhand tilgte.

Im 20. Jahrhundert finden wir bei Gustav Mahler und Dmitri Schostakowitsch zwei Beispiele für Identitätsverortungen. Als Jude sah sich Mahler nicht nur im antisemitisch geprägten Wien Anfeindungen ausgesetzt. Jede seiner Symphonien ist zudem eine Auseinandersetzung des Individuums mit einer überwältigend turbulenten Welt. Schostakowitsch wiederum komponierte auf einer mutigen Gratwanderung zwischen Nationalheld und Volksfeind im Schatten stalinistischer Zensur.

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