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Als »prehistoric Jazz« bezeichnete Sir Simon Rattle einmal Igor Strawinskys Le Sacre du printemps. Tatsächlich begegnen sich in der als Ballettmusik geschriebenen, längst aber als symphonische Musik im Konzertsaal etablierten Komposition Archaik und Moderne. In »vorhistorische« Zeiten begibt sich die Handlung des Balletts: Verschiedene Stämme versammeln sich, um ein Opfer für den bevorstehenden Frühling auszuwählen. Am Ende tanzt sich ein junges Mädchen extatisch in den Tod.

Die elementare Kraft, ja Gewalttätigkeit des Sujets wird in Strawinskys Musik in Momenten deutlich, in denen sich das gesamte Orchester in eine einzige Rhythmusmaschine zu verwandeln scheint. Daneben stehen subtile Verwendungen russischer Volksmelodien, die mit behaglicher Folkloristik nicht das Geringste zu tun haben. Besonders zukunftsweisend sind polytonale und polyrhythmische Passagen, in denen verschiedene harmonische beziehungsweise zeitliche Ordnungen übereinander geschichtet werden. Ein einzigartiges Dokument der frühen musikalischen Moderne ist der Sacre vor allem, weil er die Rhythmik aus dem Korsett der regelmäßigen Takte mit symmetrischen Schwerpunkten befreit hat. Seine schockhafte Modernität hat sich das Werk bis heute bewahrt.

Sir Simon Rattle hat Strawinskys Meisterwerk in seiner Zeit als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker immer wieder aufs Programm gesetzt. Ein Höhepunkt der gemeinsamen Auseinandersetzung mit dem Stück war im Jahr 2003 ein Education-Projekt, bei dem über 250 Jugendliche eine getanzte Version unter Leitung des englischen Choreografen Royston Maldoom aufführten – ein Vorhaben, das in dem weltweit gefeierten Kinofilm Rhythm Is It! dokumentiert wurde. Der hier vorliegende Mitschnitt zeigt die letzte Orchesterprobe vor der Aufführung. Im Publikum: die jungen Tänzer, die zuvor in wochenlanger Vorbereitung einzelne Passagen erarbeitet hatten und nun das gesamte Werk erleben konnten.

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