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»Erst seit ich zum ersten Mal Prélude à l’après-midi d’un faune gehört hatte, wusste ich, was Musik ist.« Das sagte kein Geringerer als Maurice Ravel über Claude Debussys epochales Meisterwerk nach dem gleichnamigen Gedicht von Stéphane Mallarmé, dessen raffiniertes Klangfarbenspiel die musikalische Moderne einläutete: »Mit der Flöte des Fauns hat die Musik neuen Atem zu schöpfen begonnen.« (Pierre Boulez) Das Premierenpublikum zeigte sich von dem Stück begeistert: »Es herrschte große Stille im Saal, als ich das Podium bestieg und unser glänzender Flötist Barrère die Eröffnungsmelodie spielte«, erinnerte sich der Dirigent des Abends, Gustave Doret. »Sofort spürte ich [...], dass die Zuhörerschaft ganz gebannt lauschte. Es wurde ein Triumph auf der ganzen Linie.« Die Musik, deren irisierende Klangbilder eine durch die Dichtung vermittelte Welt des antiken Arkadien evoziert, wurde so stürmisch beklatscht, dass sie wiederholt werden musste.

Andris Nelsons, der seit seinem Debüt im Oktober 2010 regelmäßig am Pult der Berliner Philharmoniker steht, hat bei seinem diesjährigen Gastspiel Debussys Prélude an den Anfang eines französischen Abends gestellt. Anschließend widmet sich der Senkrechtstarter der Klassikszene, der nur ein Jahr nach seinem Sprung an die Spitze des Boston Symphony Orchestra zum neuen Leipziger Gewandhauskapellmeister ernannt wurde (was ihn auch in die Fußstapfen von Felix Mendelssohn Bartholdy, Arthur Nikisch, Wilhelm Furtwängler und Bruno Walter treten lässt), Edgard Varèses Opus magnum Arcana, einer visionären Hommage an den Arzt, Philosophen und Alchimisten Paracelsus: »Arcana« sind jene Substanzen, mit deren Hilfe sich Welten öffnen, die eigentlich dem menschlichen Zugriff entzogen sind.

Symphonisches Hauptwerk des Programms ist Hector Berlioz’ burleske Symphonie fantastique, die als »Conte fantastique« in der Vorstellungswelt eines imaginären Musikers »von krankhafter Empfindsamkeit« spielt, der sich »in einem Anfalle von verliebter Verzweiflung« mit Opium vergiftet hat. (Berlioz) Am Ende des Werks steht mit dem Songe d’une Nuit du Sabbat ein »bizarres Nachtstück« (Heinrich Heine), dem mit den bis dahin entwickelten Formkriterien nicht mehr beizukommen ist. Auf die impulsive Lesart Nelsons’, dessen mitreißende Begeisterung für die Musik beim Dirigieren kein Gestern und kein Morgen zu kennen scheint, darf man hier besonders gespannt sein! »Gegen den Hexensabbath«, konnte man 1843 in der Allgemeinen musikalischen Zeitung lesen, »[...] ist Webers Wolfsschlucht ein Wiegenlied zu nennen.«

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