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»Monsieur, ich hätte nie gedacht, ein Komponist müsse neue Ausdrucksmittel vermeiden, wenn er das Glück hat, dass sie ihm einfallen, und wenn sie in den Zusammenhang passen«, protestierte Hector Berlioz in einem Gespräch mit François-Adrien Boieldieu, Jury-Mitglied des Pariser Konservatoriums. Schon wieder war ihm der Prix de Rome, das begehrte Stipendium für angehende Komponisten, nicht zuerkannt worden. Seine eingereichte Kantate La Mort de Cléopâtre, die die verzweifelten Momente vor dem Freitod der ägyptischen Königin nachzeichnet und dabei jede Seelenregung mit expressiven Harmonien und ungewohnten Rhythmen musikalisch begleitet, entsetzte in ihrer Progressivität die konservativen Lehrer. In diesem Programm leiht die Mezzosopranistin Joyce DiDonato Kleopatra ihre Stimme. Dass sie eine ideale Berlioz-Interpretin ist, hat die US-Amerikanerin bereits 2015 als Marguerite bei der Aufführung der dramatischen Legende La Damnation de Faust unter der Leitung von Sir Simon Rattle bewiesen. Ihre »strahlenden Schwelltöne« und ihre »silberdurchwirkten Höhen« bezauberten Publikum und Presse.

Während Berlioz auch in späteren Jahren um die Anerkennung seiner Werke schwer ringen musste, eroberte ein anderer Paris im Sturm: Igor Strawinsky, den Sergej Diaghilew, der rührige und geschäftstüchtige Impresario der Ballets russes, 1910 mit der Komposition eines Balletts nach dem alten russischen Volksmärchen Der Feuervogel beauftragte. Eigentlich sollte Anatoli Ljadow die Musik dazu schreiben, aber der lieferte nicht, und so wandte sich Diaghilew in höchster Not an den damals 27-jährigen, noch vollkommen unbekannten Strawinsky. Ein Glücksfall der Musikgeschichte. Denn Strawinsky kreierte eine Komposition voller rhythmischer Kraft, schillernder Klangfarben und überraschender Orchester-Effekte, die das Pariser Publikum zu tosenden Beifallsstürmen hinriss und den jungen Russen quasi über Nacht zum führenden Ballett-Komponisten seiner Zeit machte.

Nur wenige Wochen zuvor erzielte Maurice Ravel mit seiner Klaviersuite Ma Mère l’Oye, zu der er durch einige Erzählungen aus der Märchensammlung von Charles Perrault inspiriert worden war, einen derartigen Erfolg, dass er sich entschloss, das Werk zu instrumentieren und es zu einer Orchestersuite sowie einer Ballettfassung zu erweitern. Ravel bedient sich in diesem Werk einer ganz anderen Klangsprache als der »wilde« Russe: verträumt, archaisch, zärtlich. Dirigent dieses Programms war Ludovic Morlot, der für den erkrankten Yannick Nézet-Séguin einsprang. Der gebürtige Franzose, seit 2011 Music Director des Seattle Symphony, gab damit sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern.

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