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Richard Strauss, sagt Christian Thielemann, »war stets ein gelassener Mensch, auch wenn er sehr ungelassene Inhalte komponiert hat. Anders als Wagner, der das Drama mit Frauengeschichten, politischem Radikalismus und Schulden ständig gelebt hat, blieb der Skandal bei Strauss stets auf der Bühne. Er kehrte immer wieder zurück in sein Garmischer Idyll und pflegte diese angenehme bayerische Heimatverbundenheit. Der Unterschied ist, dass Wagner dauernd im existenziellen Dienst war und Strauss, nachdem er einige dramatische Noten komponiert hatte, auch einfach mal einen Nachmittag lang Skat spielen konnte.«

Natürlich hat Christian Thielemann, der Wagners musikalisches Werk interpretatorisch tief durchdrungen hat, als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden auch eine besondere Beziehung zu Richard Strauss: Allein von den 16 Opernwerken, die Strauss komponiert hat, sind neun in Dresden uraufgeführt worden. Der sich daraus ergebenden Verpflichtung wird Thielemann, auch Künstlerischer Leiter der Osterfestspiele Salzburg sowie Musikdirektor der Bayreuther Festspiele, nur allzu gern gerecht: »In Dresden hat man ja immer das Gefühl, der kommt gleich zur Tür rein.«

Auch bei seinem Gastspiel am Pult der Berliner Philharmoniker widmet sich Christian Thielemann dem Schaffen von Strauss, wobei ein unbekanntes Strauss-Werk den Abend eröffnet: die Sonatine für 16 Blasinstrumente Nr. 1 F-Dur, mit der Strauss in der ersten Jahreshälfte 1943 an seine beiden erfolgreichen Jugendwerke für Bläserensemble (die Suite op. 4 und die Serenade op. 7) anknüpfen wollte. Das rund halbstündige Werk, das unter ständigem harmonischen Changieren zahllose Kantilenen und arabeske Scherzando-Motive aufeinander folgen lässt, streift trotz seines diminuierenden Titels das Symphonische, wozu auch der hymnische Presto-Ausklang seinen Teil beiträgt.

Eine weitere Strauss-Entdeckung steht anschließend auf dem Programm: Die Drei Hymnen op. 71 nach Friedrich Hölderlin, dessen sich einer glatten Vertonung widersetzenden Verse für Strauss eine besonders reizvolle Herausforderung darstellten. Solistin ist Anja Kampe, die bei Institutionen wie der Bayerischen Staatsoper, dem Bayreuther Festspielhaus, an der Mailänder Scala und an der Wiener Staatsoper zu Hause ist und 2018 als Bayerische Kammersängerin ausgezeichnet wurde. Abgerundet wird der Abend mit der stimmungsvollen Suite aus der Oper Der Rosenkavalier, die seit ihrer Dresdener Uraufführung (aus deren Anlass die Eisenbahnverwaltungen Preußens und Sachsens Sonderzüge einsetzten, um der riesigen Nachfrage Herr zu werden) zu Strauss’ beliebtesten Opern gehört.

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