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Wie diese Folge der Berlin Phil Series heißt auch ein Spielfilm von und mit Charlie Chaplin aus dem Jahr 1936: Modern Times. In ihm begegnet die Kunstfigur des Vagabunden den Herausforderungen des Lebens in der großen Stadt. In Slapstick-Szenen wird der Kampf mit der Maschine gezeigt, die den Arbeitern unbarmherzig ihren Rhythmus aufzwingt. Modern Times ist ein Stummfilm, gelegentlich drängen sich aber Geräusche aus der Welt des frühen 20. Jahrhunderts in die Tonspur.

Mit Geräuschen einer neuen Zeit wurde in dieser Epoche auch das Publikum der Konzertsäle konfrontiert. Seit dem zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts häuften sich in Aufführungen mit Werken von Arnold Schönberg, Igor Strawinsky oder Edgard Varèse die Skandale. Béla Bartóks Ballettmusik Der wunderbare Mandarin wurde nach der Uraufführung in Köln abgesetzt. Tatsächlich erzählt das Bühnenwerk ein schauriges Großstadt-Märchen: Drei Banditen zwingen eine junge Frau zur Prostitution, um ihre Freier dann auszurauben und zu töten. Der titelgebende Mandarin überlebt mehrere Mordversuche, stirbt aber schließlich in den Armen der Frau. Die Partitur gehört mit ihren archaischen Rhythmen und ihrer dissonanten Harmonik zu den innovativsten Werken des ungarischen Komponisten. Schostakowitschs Erstes Klavierkonzert scheint dagegen an die kurzzeitige Allianz zwischen politischer Revolution und künstlerischer Avantgarde anzuknüpfen, die von der sowjetischen Kulturbürokratie brutal beendet wurde. Der russische Komponist verknüpfte parodistische Klassiker-Zitate, Gassenhauer-Melodien – die von der ebenfalls als Soloinstrument eingesetzten Trompete vorgetragen werden – und pianistische Virtuosität.

Schostakowitschs Konzert war Teil eines Programms, das Mariss Jansons im Sommer 2020 bei den Berliner Philharmonikern dirigieren sollte. Jansons starb im Dezember 2019; eine Archivaufzeichnung mit dem Dirigentenwurde in dieses Konzert aufgenommen. Pianist Denis Matsuev zeichnete mit Mitgliedern des Orchesters und dem philharmonischen Solotrompeter Guillaume Jehl Schostakowitschs Werk neu auf. Das »moderne« Programm wurde durch das Oboenquintett des weniger bekannten englischen Komponisten Arthur Bliss und Werke für Vibraphon und Klavier ergänzt: Dabei erklangen neben Auszügen aus Bartóks Mikrokosmos auch die Children’s Songs des amerikanischen Jazz-Komponisten Chick Corea. Schließlich bildet der Jazz ein zentrales Element des Soundtracks, der die »Modern Times« begleitete.

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