Antonello Manacorda und Christian Gerhaher
Antonello Manacorda ist an den großen Opernhäusern zu Hause. Als Chefdirigent der Kammerakademie Potsdam hat er zudem preisgekrönte Aufnahmen vorgelegt, darunter sämtliche Symphonien Schuberts. Dessen Musik habe »selten schlanker, logischer, beglückender« geklungen, so Der Spiegel. Für sein Debüt bei den Philharmonikern hat Manacorda Schuberts »Unvollendete« aufs Programm gesetzt. Ein weiteres Highlight: Mahlers Rückert-Lieder mit Bariton Christian Gerhaher.
Bevor Antonello Manacorda seine Karriere als Dirigent begann, arbeitete er als Konzertmeister des Mahler Chamber Orchestras eng mit Claudio Abbado zusammen. Auch sein Debüt-Programm bei den Berliner Philharmonikern, bei dem ihm der Bariton Christian Gerhaher zur Seite steht, zeigt eine ausgeprägte Wahlverwandtschaft mit dem Repertoire Abbados: Mit je zwei einheimischen und zugezogenen Wiener Komponisten kreist die Werkauswahl um den spezifischen Tonfall, der sich in der österreichischen Musikmetropole zwischen Klassik und Moderne entwickelte.
Beethovens Coriolan-Ouvertüre, die mit mächtigen Akkord-Schlägen beginnt und im Pianissimo verstummt, zeichnet ein packendes Porträt des innerlich zerrissenen römischen Titelhelden. Verbannt aus seiner Heimatstadt, verbündete er sich mit den Feinden des Imperiums. Vom Politisch-Dramatischen wendet sich das Programm anschließend der lyrischen Innerlichkeit von Mahlers Rückert-Zyklus zu, der Natur, Liebe, Vergänglichkeit und Weltabgewandtheit thematisiert.
Die in der zweiten Konzerthälfte aufgeführten Werke gehören zwar zur Gattung der Symphonie, beschränken sich aber jeweils auf zwei Sätze. Arnold Schönberg begann mit der Arbeit an seiner noch tonal verfassten Zweiten Kammersymphonie bereits 1906, vollendete sie aber erst 33 Jahre später. In der Komposition verbinden sich mit den Worten des Musiktheoretikers Theodor W. Adorno die »Spontaneität und Ursprünglichkeit von Schönbergs Jugend mit der höchsten Meisterschaft seines reifen Stils«.
Franz Schuberts Siebte Symphonie gilt nach den Gattungsnormen ihrer Zeit mit nur zwei vollendeten Sätzen als Fragment. Dennoch offenbart sich in der »Unvollendeten«, die erst Jahrzehnte nach dem Tod ihres Verfassers erstmals öffentlich gespielt wurde, das gesamte Ausdrucksspektrum Schuberts zwischen Gesanglichkeit, Trauer und Erhabenheit.
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