Saisonabschluss in der Waldbühne mit Kirill Petrenko und Yuja Wang
Maurice Ravels ekstatischer Boléro unter dem Berliner Nachthimmel – stimmungsvoller könnten die Berliner Philharmoniker und Kirill Petrenko die Saison in der Waldbühne kaum beschließen. Davor spielt Starpianistin Yuja Wang den Solopart in Prokofjews Erstem Klavierkozert – ein Werk, in dem sie ihre Gestaltungskraft bestens zur Geltung bringen kann. In eine Schäferidylle der antiken Mythologie entführt Ravels Suite Nr. 2 aus Daphnis et Chloé.
Seit mittlerweile 40 Jahren beschließen die Berliner Philharmoniker ihre Saison unter freiem Himmel in der Waldbühne – zum ersten Mal ist hier Yuja Wang mit von der Partie. Bei ihrem Debüt 2015 brillierte die Pianistin mit Sergej Prokofjews hochvirtuosem Klavierkonzert Nr. 2. An der Seite von Chefdirigent Kirill Petrenko präsentiert sie nun das Erste Klavierkonzert des Komponisten.
»Welch eine Fülle von neuen und nie dagewesenen Harmonien in seinem Konzert, wie ausgeprägt, gehaltvoll und originell die Melodien, wie federnd überall die Rhythmik, und vor allem – wie pulsiert das Leben darin, wie funkelt die Sonne ungezügelter Phantasie«, urteilte ein Kritiker über Sergej Prokofjews Erstes Klavierkonzert nach dessen Uraufführung 1912 in Moskau. Am Klavier saß dabei der 22-jährige Prokofjew selbst. Das für seine Gattung ungewöhnlich kurze Jugendwerk besticht durch eindrucksvolle Klangwucht und Originalität. Inspiriert von den majestätisch-sehnsüchtigen Themen der Klavierkonzerte Liszts und Rachmaninows, bricht Prokofjew die romantische Form auf und entwickelt sie selbstbewusst weiter. Die kapriziöse Rhythmik des Konzerts, seine zahlreichen Überraschungsmomente, die Prokofjew unmittelbar neben lyrische Episoden stellt, sorgten bei einigen Zeitgenossen für Stirnrunzeln. Doch der aufstrebende Komponist war im Begriff, den Grundstein für seine Weltkarriere zu legen – dank seiner pianistischen Virtuosität und der Entwicklung seines ganz eigenen Stils.
Dem pulsierenden Jugendwerk Prokofjews steht Maurice Ravels Musik zu Daphnis et Chloé in nichts nach. Die Zweite Suite präsentiert ein Best-of der Ballettmusik: Vom eröffnenden Sonnenaufgang bis zur Ekstase des schwindelerregenden Schlusstanzes gestaltet Ravel die Bilder des Balletts in leuchtenden Farben mit feinsten Schattierungen. Der Boléro bietet schließlich einen perfekt kalkulierten und minutiös inszenierten Klangexzess: Aus dem Nichts kommend, tanzt die Musik im Takt der kleinen Trommel tranceartig dahin, schwillt dabei stetig an und schreitet bis zum Schluss unbeirrbar ihrer mitreißenden Entladung entgegen.
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