Sir Simon Rattle und Janine Jansen
Klangschönheit und emotionale Tiefe zeichnen das Spiel der Geigerin Janine Jansen aus, die 2025/26 Artist in Residence der Berliner Philharmoniker ist. Unter Simon Rattle interpretiert sie das Erste Violinkonzert von Sergej Prokofjew, das auf faszinierende Weise kapriziös-moderne Elemente mit lyrischer Innigkeit verbindet. John Adams kleidet in seiner berühmten Harmonielehre Minimal Music in impressionistische Farben, während Percy Graingers Lincolnshire Posy durch Volksmelodien das ländliche England heraufbeschwört.
Sergej Prokofjew wurde noch während seines Studiums in den 1910er-Jahren als Vertreter des russischen Modernismus bekannt. Wenig später bewies er aber, wie souverän er das Komponieren in den traditionellen Gattungen beherrschte. Besonders produktiv war in dieser Hinsicht das Jahr 1917, in dem Prokofjew unter anderem die Symphonie classique und das Erste Violinkonzert vollendete. Während die »klassische« Symphonie den Witz Haydns für das 20. Jahrhundert adaptiert, orientiert sich das Erste Violinkonzert eher an der Emotionalität und Virtuosität der Romantik – wobei Prokofjews eigener Tonfall in jedem Moment unverkennbar ist. Dabei kehrt der Komponist die konventionelle Satz-Dramaturgie des Solokonzerts – schnell, langsam, schnell – um. Bei ihm umrahmen die in den Außenteilen getragenen Ecksätze ein rasant-motorisches Scherzo. Das wunderschöne Hauptthema des ersten Satzes nimmt in der Reprise – zu den Figurationen des Soloinstruments in schwindelnder Höhe – eine geradezu trancehafte Anmutung an. Janine Jansen, die hier ihren ersten Auftritt als Artist in Residence der Philharmoniker hat, beschreibt das Violinkonzert als »ein romantisches, verträumtes Stück, gleichzeitig virtuos und kantig – ein Meisterwerk«.
Der Titel von John Adams’ 1985 uraufgeführtem Orchesterwerk Harmonielehre ist ein kritischer Verweis auf Arnold Schönbergs gleichnamiges, 1911 veröffentlichtes Buch. Adams beschäftigte sich intensiv mit der Zwölftonmusik, bevor er beschloss, in seinen eigenen Werken an der Tonalität festzuhalten. In einem Interview der Digital Concert Hall erzählt der damalige Composer in Residence der Berliner Philharmoniker bildhaft von seinem Vorhaben, in der Harmonielehre »Gesten und Harmonien des Fin de Siècle durch die Mühle des Minimalismus zu drehen«. Von überwältigender Wirkung sind in dieser Art der Komposition die Momente, in denen die beharrlich wiederholten rhythmisch-motivischen Zellen plötzlich einem neuen Ereignis Platz machen.
Während seiner Residency 2016/17 dirigierte der amerikanische Komponist die Harmonielehre bei den Berliner Philharmonikern selbst. Nun kehrt das Meisterwerk 40 Jahre nach seiner Entstehung unter der Leitung von Sir Simon Rattle zum Orchester zurück.
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