Große Oper mit den Berliner Philharmonikern
Die Oper ermöglicht eine emotionale Direktheit und eine dramatische Zuspitzung wie kaum ein anderes musikalisches Genre. Gerade deshalb schätzen die Berliner Philharmoniker ihre gelegentlichen Ausflüge ins Musiktheater, zumal hier die Zusammenarbeit mit großen Sänger*innen möglich wird. In dieser Playlist können Sie einige der schönsten und eindringlichsten Arien und Opernszenen erleben – von Mozart über Verdi, Wagner und Puccini bis hin zu Richard Strauss und zur Moderne.
Obwohl die Berliner Philharmoniker als reines Symphonieorchester gegründet wurden, waren und sind doch ihre musikalischen Leiter von Hans von Bülow bis zu Kirill Petrenko allesamt auch passionierte Opern-Dirigenten. Die strenge Unterscheidung von symphonischer und Opernmusik ergibt ohnehin wenig Sinn: Komponisten wie Mozart, Strauss, Janáček, Berg und Ligeti waren ebenso geniale Instrumentalkomponisten wie Musikdramatiker. Und Wagner, Verdi und Puccini, die sich tatsächlich fast ausschließlich in der Opernsphäre bewegten, beherrschten so meisterhaft die Kunst des Instrumentierens, dass ein Virtuosen-Ensemble wie die Berliner Philharmoniker auf die Interpretation ihrer Werke nicht verzichten will.
Ouvertüren, Arien und Szenen aus musikdramatischen Werken gehörten schon immer zum Repertoire des Orchesters. Zu einem veritablen, wenn auch nur zu besonderen Anlässen auftretenden Opernensemble, wurden die Philharmoniker aber erst unter Herbert von Karajan: Seit 1967 veranstalteten der Dirigent und das Orchester jährlich szenische Aufführungen bei den Salzburger Osterfestspielen: eine Tradition, die von Claudio Abbado und Sir Simon Rattle – unter dessen Ägide das Festival 2013 nach Baden-Baden umzog – fortgesetzt wurde. Aber auch in Berlin kann das Publikum bei verschiedenen Anlässen Opernmusik erleben. Die auswärtigen Produktionen werden regelmäßig konzertant in der Philharmonie wiederholt, und die gemischten Programme der Silvester- und Waldbühnen-Konzerte bieten immer wieder Ausschnitte aus Bühnenwerken. Gelegentlich wird der große Saal der Philharmonie auch als Opernbühne genutzt wie in verschiedenen Inszenierungen von Peter Sellars.
Herbert von Karajan fühlte sich in der italienischen Oper fast ebenso zu Hause wie in der deutschen. Seinem Repertoire haben seine Nachfolger die Treue gehalten, wobei sie zusätzlich eigene Schwerpunkte setzten. Abbado, der als einer der bedeutendsten Mozart- und Verdi-Interpreten des 20. Jahrhunderts gelten darf, dirigierte bei den Berliner Philharmonikern auch Opern von Rossini, Bizet, Mussorgsky und Berg und beschäftigte sich gegen Ende seiner Amtszeit intensiv mit Richard Wagner. Wagner blieb eine Konstante auch im Opernrepertoire, das Sir Simon Rattle mit den Berliner Philharmonikern aufführte: Er realisierte nach Karajan den zweiten kompletten Ring-Zyklus des Orchesters und Gesamtaufführungen weiterer Wagner-Musikdramen. Zudem debütierte Sir Simon als Puccini-Dirigent und brachte seine große Janáček-, Gershwin- und Bernstein-Expertise ein. Der 2015 zum Nachfolger Sir Simons gewählte Kirill Petrenko schließlich war zuvor musikalischer Chef an Opernhäusern: in Meiningen, an der Komischen Oper in Berlin und an der Bayerischen Staatsoper in München. Einen Ausblick auf seine Opernexpeditionen mit den Berliner Philharmonikern gewährte er in seinem Antrittskonzert als Chefdirigent zu Beginn der Saison 2019/20: Hier erklang die Lulu-Suite von Alban Berg mit der Sopranistin Marlis Petersen.
Die vorliegende Auswahl umfasst auch Opern-Ouvertüren und -szenen unter der Leitung von Gastdirigenten wie Mariss Jansons, Riccardo Muti und Christian Thielemann, der im Mai 2011 Ausschnitte aus Richard Strauss’ Arabella zur Aufführung brachte. Selbstverständlich lassen sich die Berliner Philharmoniker die Zusammenarbeit mit den größten Opernsänger*innen unserer Zeit nicht entgehen: Dazu gehören Mirella Freni – eine Lieblingssängerin bereits von Herbert von Karajan –, die Bühnenstars Renée Fleming, Thomas Hampson und Ben Heppner, der Bass-Bariton Bryn Terfel, die bei Mozart ebenso wie in der Moderne heimische Christine Schäfer, die im deutschen wie italienischen Fach gefeierte Eva-Maria Westbroek und der Wagner-Bass John Tomlinson. Unvergessen blieb auch Anne Sofie von Otters Auftritt in Ausschnitten aus Bizets Carmen mit Claudio Abbado. Von aberwitziger Komik und vokaler Virtuosität schließlich ist Barbara Hannigans Darbietung dreier Koloraturarien aus Ligetis Le Grand Macabre, die sie bei verschiedenen Gelegenheiten mit Sir Simon in der Philharmonie interpretierte.
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