Konzert

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Als der 30-jährige Herbert von Karajan im April 1938 sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern vorbereitete, setzte er für die Suite aus Ravels Ballett Daphnis et Chloé separate Proben der einzelnen Stimmgruppen an. Die Orchestermusiker murrten, da sie der Meinung waren, dieses Stück in- und auswendig zu kennen. Karajan erinnerte sich: »Da hab ich gesagt, frech, wie die Jugend ist: ›Das werden wir sehen‹, und habe gleich die schwierigsten Stellen herausgesucht mit den Bratschen, die gingen überhaupt nicht.« Das anschließende Konzert wurde ein Triumph, und Heinrich Strobel, seinerzeit der angesehenste selbstständige Musikkritiker in Berlin, schrieb danach, er könne sich nicht erinnern, jemals eine stimmungsvollere, farbenreichere und notengetreuere Interpretation dieses Werks gehört zu haben.

In seinen 33 Jahren an der Spitze der Berliner Philharmoniker, die er 1955 von Wilhelm Furtwängler übernahm, bemühte sich Karajan darum, für jeden Komponisten eine eigene »Klangpalette« zu finden, was vor allem für die Meisterwerke des frühen 20. Jahrhunderts galt, für die Musik von Debussy, Ravel, Sibelius, Strauss oder Puccini. Seine Interpretation von Debussys schwermütigem Prélude à l’après-midi d’un faune, einem Meilenstein der Musikgeschichte, wurde von vielen seiner Kollegen neidlos bewundert. Der berühmte Wagner-Dirigent Reginald Goodall staunte über eine Lesart, die »eiskalt« war, aber gleichzeitig »die sengende Hitze der griechischen Sonne« verströmte. Es ist überaus lehrreich, Karajan dabei zu beobachten, wie er dieses Werk dirigiert oder auch ein größer besetztes Stück wie »Jeux de vagues« aus La Mer (für das er als begeisterter Segler eine besondere Vorliebe hatte). Der vorliegende Film entstand 1978 und damit im selben Jahr, in dem Karajan in Berlin auch erstmals Debussys todessehnsüchtige Oper Pelléas et Mélisande einspielte – ebenfalls ein Werk, das ihm sehr am Herzen lag.

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