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»Bei Bach legte Karajan allen Glamour und alles Virtuosenhafte ab«, erinnerte sich der österreichische Organist und Komponist Anton Heiller. »Er machte einfach nur Musik, und was für wundervolle Musik! Er wurde Teil des Orchesters, ganz wie ein Kapellmeister des 18. Jahrhunderts.«

1950 dirigierte Karajan in Wien das Eröffnungskonzert der Feierlichkeiten zu Bachs 200. Todestag. Auf dem Programm standen das Zweite Brandenburgische Konzert und das d-Moll-Konzert für zwei Violinen mit Yehudi Menuhin und Wolfgang Schneiderhan als Solisten. Der berühmte Haydn-Forscher H.C. Robbins Landon erzählte: »Es war ein großartiger Anblick: Karajan leitete das Konzert im Wiener Musikverein vom zweiten Cembalo aus und beschloss es mit der Kantate Nr. 50, Nun ist das Heil, einfach grandios.« 

Sein Leben lang begeisterte sich Karajan für Bachs Musik. Ende der 1930er Jahre fanden seine Aachener Aufführungen der Matthäus-Passion großen Beifall, und 1953 machte er eine berühmte, bemerkenswert flotte und durchhörbare Einspielung der h-Moll-Messe. Bachs Musik hatte etwas Heilsames für ihn: »Nicht nur in der Musik, sondern auch in seiner Lebensweise sollte man den richtigen Rhythmus finden.« In seiner Berliner Zeit setzte er alle Brandenburgischen Konzerte regelmäßig aufs Programm, ebenso die Orchestersuite Nr. 2 mit Karlheinz Zöller, dem Soloflötisten der Berliner Philharmoniker von 1960–69 und noch einmal von 1976–93, nachdem er sich von einem schweren Verkehrsunfall erholt hatte. 

Neben einem Berliner Konzert von 1984 gibt es an Videodokumenten mit Karajan als Bach-Interpret nur die beiden vorliegenden Filme, die er 1967/68 mit dem Regisseur François Reichenbach (1921–1993) in Paris machte. Reichenbach hatte seine Karriere als Kunsthändler begonnen und war erst später zum Dokumentarfilm gekommen; daneben hatte er auch Lieder für Edith Piaf geschrieben. Er gehörte zu einer Reihe experimenteller Filmemacher, zu denen Karajan in diesen Jahren Kontakt suchte, und in seinem Fall wirkte die Filmtechnik mitunter so exzentrisch und die Nahaufnahmen so wenig distanzlos, dass die Filme erst nach Karajans Tod veröffentlicht wurden.

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