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So schwer sich Johannes Brahms auf seinem vom Giganten Beethoven überschatteten Weg zur Symphonie auch tat: Nachdem 1876 sein Gattungsdebüt in c-Moll der Öffentlichkeit präsentiert worden war, schien der Bann gebrochen. Gleich im folgenden Jahr erschien die Zweite Symphonie, die Nummern drei und vier wurden in erneut vergleichsweise rascher Abfolge in den Jahren 1883 und 1885 uraufgeführt. Danach hat Brahms mit seinem Doppelkonzert für Violine und Violoncello nur noch ein einziges Werk für großes Orchester vorgelegt.

Durchaus denkbar also, dass der Komponist mit seiner Vierten Symphonie in e-Moll bewusst einen Schlusspunkt unter sein symphonisches Œuvre setzte. Dafür spricht auch der musikgeschichtliche Rückblick im vierten Satz, der das barocke Modell der Passacaglia aufgreift. Die ungewöhnlich dichte und gelehrte Konzeption ließ den Komponisten zunächst selbst an einem Publikumserfolg zweifeln. An seine Vertraute Elisabeth von Herzogenberg schrieb er mit der für ihn typischen kauzigen Selbstironie: »Im Allgemeinen sind ja leider die Stücke von mir angenehmer als ich, und findet man weniger daran zu korrigieren?! Aber in hiesiger Gegend werden die Kirschen nicht süß und eßbar – wenn Ihnen das Ding also nicht schmeckt, so genieren Sie sich nicht.« Die Nachwelt bestätigte die Skepsis des Komponisten nicht – längst gehört die Vierte Symphonie zu den beliebtesten Schöpfungen des Konzertrepertoires.

Im Rahmen ihrer intensiven Beschäftigung mit Brahms stellten Sir Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker im November 2008 der Vierten die Dritte Symphonie des Komponisten voran. Die seit Beethovens Neunter als verbindlich angesehene satzübergreifende Einheit realisiert Brahms hier unter anderem, indem das Eingangsmotiv des ersten am Ende des letzten Satzes zurückkehrt. Eine gewisse popkulturelle Bekanntheit erwarb das Thema des Poco Allegretto: Nicht nur dient es als Erkennungsmelodie im Ingrid-Bergman-Film Lieben Sie Brahms?, auch in Carlos Santanas Song Love of My Life wird es ausgiebig zitiert.

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