Konzert

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Als Gidon Kremer am 30. Mai 1981 im Rahmen der Wiener Festwochen Sofia Gubaidulinas Violinkonzert Offertorium aus der Taufe hob, war die 1931 im tatarischen Tschistopol geborene Komponistin noch so gut wie unbekannt: Der sowjetische Komponistenverband lehnte ihr Schaffen rundweg ab, weshalb sie einzig und allein »für die Schublade« schrieb. Im Westen sorgte das Werk, in dem aus Bachs Musikalischem Opfer zitiert wird, für Aufsehen, obwohl keine neuen Techniken und Systeme zur Anwendung kommen: »Als Ideal betrachte ich ein solches Verhältnis zur Tradition und zu neuen Kompositionsmitteln, bei dem der Künstler alle Mittel – sowohl neue als auch traditionelle – beherrscht, aber so, als schenke er weder den einen noch den anderen Beachtung.« Knapp 25 Jahre nach der erfolgreichen Premiere des Offertoriums schrieb Sofia Gubaidulina ihr zweites Violinkonzert mit dem Titel In tempus praesens, diesmal für Anne-Sophie Mutter. Auch in diesem Stück stand die Musik Johann Sebastian Bachs Pate: Bereits in den sich behutsam vortastenden Einleitungstakten der Solovioline erinnert die chromatische Linienführung an die tönende Chiffre B-A-C-H. Anschließend gelingt es der Komponistin, den Instrumenten die fantastischsten Farbeffekte abzuringen – u. a. wenn sich der Klang der Solovioline äußerst raffiniert mit dem von Flöten, Klarinetten, Harfen, Celesta und dem hohen Schlagwerk mischt oder wenn vier Solobratschen, von unterschiedlichsten Instrumentenkombinationen unterstützt, eine Art Concertino bilden. Bei seinem philharmonischen Gastspiel wird Gidon Kremer Sofia Gubaidulinas Konzert In tempus praesens präsentieren – mit jener außergewöhnlichen Tongebung, bei der sich, wie die Komponistin bemerkte, alle Lebensenergie auf die gespielten Saiten zu konzentrieren scheine.

Anschließend hat Christian Thielemann Anton Bruckners Messe Nr. 3 in f-Moll aufs Programm gesetzt. Entstanden ist sie in den Jahren 1867/1868; sie ist seine letzte und größte Messkomposition, die sich nach Bekunden des Komponisten an Beethovens Missa solemnis und den beiden späten Messen von Franz Schubert orientiert. Noch als Domorganist in Linz schrieb Bruckner das Werk für die Hofmusikkapelle in Wien, die am kaiserlichen Hof auch für die Kirchenmusik zu sorgen hatte. Wenig später siedelte er selbst nach Wien über, um dort sein Amt als Hoforganist anzutreten und seine Berufung als Lehrer am Konservatorium wahrzunehmen. Da die Messe die Musiker der Hofkapelle vor große Schwierigkeiten stellte, verschob sich die Uraufführung um ganze vier Jahre und fand unter Leitung des Komponisten im Juni 1872 in der nahe der Hofburg gelegenen Augustinerkirche statt. Für Bruckner war es ein großer Erfolg, und bald fand das Werk auch Eingang in die Konzertsäle.

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