Konzert

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Als die Berliner Philharmoniker im November 1896 unter der Leitung ihres Chefdirigenten Arthur Nikisch den zweiten Satz aus Gustav Mahlers Dritter Symphonie uraufführten, trug dieser noch den Namen »Was mir die Blumen auf der Wiese erzählen«. Entsprechend war der erste Satz – dem ursprünglichen Plan zufolge – mit »Pan erwacht. Der Sommer marschiert ein« überschrieben, und die Sätze 3 bis 6 sollten Tiere, Menschen, Engel und die Liebe zum Gegenstand haben. Sinnfällig ist im Rahmen dieses programmatischen Ablaufs, dass nach der rein instrumentalen Schilderung von Natur, Pflanzen und Tieren im vierten Satz – »Was mir der Mensch erzählt« – mit einem Mezzosopran-Solo zum ersten Mal die menschliche Stimme erklingt. Wie bei den ersten beiden Symphonien und der Vierten, mit denen zusammen die Dritte durch den Bezug auf die Sprach- und Bilderwelt der Wunderhorn-Lieder eine Gruppe bildet, hat Mahler auch in diesem Fall die außermusikalische Bestimmung seiner Musik wieder zurückgezogen. Die Trilogie der Symphonien 5 bis 7 konzipierte der Komponist dann von Anfang an ohne Programm.

Mahlers Unentschiedenheit zwischen absoluter und programmatischer Musik entspricht der allgemein ambivalenten Haltung gegenüber der möglichen Gestalt neuer Symphonien um die Jahrhundertwende. Mahler zeigte in seinem Schaffen einen denkbar eigenwilligen Umgang mit den Formgesetzen des üblicherweise viersätzigen klassischen Modells. Die Dritte und längste Symphonie des Komponisten besteht aus sechs Sätzen, die in zwei Teile gegliedert sind. Dessen erster wird allein vom über 30 Minuten in Anspruch nehmenden Kopfsatz gebildet. Nach zwei – auf das Modell des Scherzos zurückgreifenden – Sätzen und einem Blick in die menschlichen Abgründe zu Worten Nietzsches erklingt in großem Kontrast ein von Mezzosopran und Kinderchor angestimmter Engelsgesang, bevor ein ausgedehntes Adagio als Hymnus auf die Liebe das Werk beendet. Auch ohne poetisches Programm erschließt sich Mahlers Dritte Symphonie als eine monumentale Erkundung von Natur- und Menschenwelt, die musikalische Landschaftsschilderungen, Tier- und Menschenstimmen, Irdisches und Transzendentes umfasst. Der Komponist selbst hat das Werk im Jahre 1907 mit den Berliner Philharmonikern aufgeführt.

Nach seinem Debüt 1964 dirigierte Bernard Haitink 1971 mit der Fünften zum ersten Mal eine Mahler-Symphonie bei den Philharmonikern. Als der Dirigent 46 Jahre später, im Dezember 2017, die Neunte mit dem Orchester aufführte, sprach die Kritikerin des Tagesspiegel von Haitinks »Art, der Musik werktreu zu dienen und ihre Schönheiten mit den Philharmonikern zu beleuchten.« Die hier vorliegende Aufführung der Dritten entstand in den 1990er-Jahren und damit in der mittleren Phase der Zusammenarbeit von Orchester und Dirigent, als Bernard Haitink nahezu sämtliche Mahler-Symphonien mit den Berliner Philharmonikern interpretierte.

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