Philharmonische Kammermusik: Streichquartette von Schumann und Rihm

Das Streichquartett ist die Königsgattung der Kammermusik. Ein Geniestreich gelang Robert Schumann mit seinem Zyklus op. 41, aus dem Mitglieder der Berliner Philharmoniker die Nummern 1 und 3 spielen. Inspiriert von den Quartetten Beethovens und Mendelssohns, schuf Schumann einen eigenen musikalischen Kosmos voller Poesie. Composer in Residence Wolfgang Rihm setzt in seinem Vierten Streichquartett auf Kontraste – mal schroff und leidenschaftlich aufbrausend, mal intim und zärtlich.

Robert Schumann arbeitete sich systematisch durch die verschiedenen Gattungen: Nachdem er zehn Jahre ausschließlich Solowerke für Klavier veröffentlicht hatte, wurde 1840 sein Lieder-Jahr. 1841 widmete er Symphonien und anderen Orchesterstücken, 1842 kam schließlich die Kammermusik an die Reihe – darunter seine drei Streichquartette op. 41. Die Schumanns lebten zu dieser Zeit in Leipzig und damit in der Nähe ihres Freundes Felix Mendelssohn Bartholdy, dem die Quartette gewidmet sind. Da die Trias innerhalb kurzer Zeit entstand, ist die Verwandtschaft zwischen den Werken nicht verwunderlich. So haben das zuerst geschriebene Moll- und das zuletzt komponierte Dur-Quartett den gemeinsamen Grundton A. Typisch für Schumann, verbinden sie Traditionsbewusstsein und formale Originalität. So beginnt die Einleitung des Dritten Quartetts mit einer fallenden Quinte, die dann auch zum bestimmenden Intervall des schnellen Hauptthemas wird. Der dritte Satz hat Scherzo-Charakter, ist gleichzeitig aber als Folge von Variationen gestaltet, in der Schumann dem zunächst fragmentarisch vorgestellten Thema sowohl gesangliche Schönheit als auch packende Dramatik verleiht. Auch diese Werke folgen der Devise des Komponisten, dass sich »um die Kette der Regel immer der Silberfaden der Fantasie« schlingen müsse.

Während die Beschäftigung mit dem Streichquartett für Schumann eine fruchtbare Episode blieb, bildete sie im Schaffen von Wolfgang Rihm eine Konstante. In diesem Genre kam für den Komponisten der »Geheimnis-Charakter von Kunst« in der Gleichzeitigkeit von Intimität und Öffentlichkeit zum Ausdruck. Sein Viertes Streichquartett schrieb Rihm als noch nicht 30-Jähriger im Winter 1980/81. Das Werk, in dem ein langsamer Satz auf zwei schnelle folgt, beginnt mit einer wütenden, einstimmigen Passage und verlischt am Ende im Pianissimo. Die geradezu anarchische Expressivität ist ein zentrales Merkmal von Rihms Tonsprache in dieser Schaffensphase.

Mitglieder der Berliner Philharmoniker
Simon Roturier
Angelo de Leo
Micha Afkham
Solène Kermarrec

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Kategorie

Künstler*innen

Robert Schumann Komponist
Simon Roturier Violine
Angelo de Leo Violine
Micha Afkham Viola
Solène Kermarrec Violoncello
Wolfgang Rihm Komponist

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