Jakub Hrůša und Julia Fischer
Jakub Hrůša dirigiert drei Werke, die den spezifischen Tonfall der tschechischen Musik mit der Klangsprache des 20. Jahrhunderts verbinden: Bohuslav Martinů erinnert in seiner Ersten Symphonie, 1942 im amerikanischen Exil geschrieben, mit Volksmelodien und Tanzrhythmen an seine verlorene Heimat. Die sehnsuchtsvolle Suita rustica seiner Schülerin Vítězslava Kaprálová basiert auf folkloristischen Themen. Julia Fischer präsentiert zudem Josef Suks Fantasie für Violine und Orchester.
Vítězslava Kaprálová war musikalisch hochbegabt und starb 1940 im Alter von nur 25 Jahren, vermutlich an Typhus. Ausgebildet wurde die Tochter des Janáček-Meisterschülers Václav Kaprál am Prager Konservatorium, bevor sie dank eines Stipendiums nach Paris, unter anderem zu Bohuslav Martinů wechselte. Trotz ihres kurzen Lebens komponierte Kaprálová rund fünfzig Werke. Ihre Militärsinfonietta sorgte 1938 beim 16. Festival der International Society of Contemporary Music in London für Furore, woraufhin die Komponistin von der Universal Edition den Auftrag zur Suita rustica erhielt. Das Ergebnis? Eine folkloristische Hommage an die tschechische Musik, in der ein mitreißender Furiant dem großen Nationalkomponisten Bedřich Smetana Reverenz erweist.
Fast 40 Jahre vor der Suita rustica schrieb Josef Suk die Fantasie für Violine und Orchester, die zu einem seiner beliebtesten Stücke avancieren sollte. Der Komponist, der selbst ein herausragender Geiger seiner Zeit war, verfasste hier ein Werk von konzertartiger Virtuosität, gepaart mit einem Charakter, der zwischen Getriebenheit und handfester Dramatik changiert – möglicherweise als Ausdruck einer dunklen Vorahnung Suks: Seine Frau Otilie – Tochter Antonín Dvořáks – war herzkrank und sollte bald darauf sterben.
Bohuslav Martinůs Erste Symphonie wiederum entstand im Gedenken an Nathalie Koussevitzky, der 1942 verstorbenen Frau des Dirigenten und Mäzen Serge Koussevitzky, der das Werk in Auftrag gab: eine fesselnde Musik von epischen Dimensionen, deren Grundcharakter trotz motorischer Rhythmen und dramatischer Entladungen vorrangig lyrisch ist. »Ich habe versucht«, so Martinů, »dem Orchester trotz der in der Partitur enthaltenen polyphonen Arbeitsweise einen gemeinsamen Wohlklang zu entlocken«.
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