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Die 1904 unter der Leitung des Komponisten in New York uraufgeführte Sinfonia domestica von Richard Strauss genießt einen etwas zweifelhaften Ruf. Gewaltiger Aufwand und maximale Orchesterbesetzung stehen in merkwürdigem Verhältnis zum programmatischen Gegenstand der symphonischen Dichtung, beschäftigt sich Strauss hier doch ausführlich mit dem eigenen häuslichen Familienleben – Ehestreit und Kindergeschrei inklusive. Und doch ist dem Komponisten hier ein ungewöhnlich unterhaltsames, brillant orchestriertes und, etwa in den ausgedehnten Fugen-Passagen, virtuos konzipiertes Werk gelungen. Zubin Mehta dirigierte die Tondichtung in einem Konzert der Berliner Philharmoniker im Januar 2009.
Auch Ludwig van Beethovens Viertes Klavierkonzert stand quer zu den Erwartungen des zeitgenössischen Publikums, indem das Soloinstrument anstelle der üblichen Orchesterintroduktion das Werk eröffnete. Im zweiten Satz stehen sich der lyrische, mehrstimmige Gesang des Klaviers und ein schroffes, einstimmiges Orchestermotiv wie ein inständig bittendes Individuum und ein zunächst unbarmherziges, schließlich einlenkendes Kollektiv gegenüber. Als Solist nahm der Pianist Murray Perahia nach elfjähriger Abwesenheit seine langjährige Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern wieder auf.
In der Spielzeit 2008/2009 ehrte das Orchester neben Robert Schumann, Johannes Brahms und Bernd Alois Zimmermann auch den amerikanischen Komponisten Elliot Carter zu dessen 100. Geburtstag mit einem Schwerpunkt. In der bis zu seinem Tod im Jahr 2011 verbleibenden Zeit sollte Carter noch zahlreiche hervorragende Werke komponieren. »Erst« 97 Jahre war er alt, als seine Three Illusions 2005 in Boston uraufgeführt wurden. Das klanglich transparente, präzis konzipierte, gerade 10 Minuten dauernde Orchesterstück belegt die stupende literarische Bildung des Komponisten: Zu seinen »Illusionen« ließ sich Carter vom Mythos des Jungbrunnens sowie von Texten von Cervantes und Thomas Moores inspirieren.