Zubin Mehta dirigiert Mahlers Dritte Symphonie
»Die ganze Natur« – so Gustav Mahler – bekomme in seiner Dritten Symphonie »eine Stimme und erzählt so tief Geheimes, das man vielleicht im Traume ahnt«. In diesem Konzert ist das monumentale, weltumspannende Werk in einer Interpretation mit Zubin Mehta zu erleben, »dessen Energie sich nicht vorschnell in Effektfuchtelei entlud, sondern der sich in bedeutungsvoller Ruhe dem großen Bogen des Werkes widmete« (neue musikzeitung).
Keine andere Symphonie von Gustav Mahler nimmt eine so lange Spieldauer in Anspruch wie seine Dritte, mit der der Komponist die Monumentalität seiner vorausgegangenen Auferstehungssymphonie noch einmal überbot. »Meine Symphonie wird etwas sein, was die Welt noch nicht gehört hat! Die ganze Natur bekommt darin eine Stimme und erzählt so tief Geheimes, das man vielleicht im Traume ahnt«, erklärte Mahler während des Entstehungsprozesses. Den hohen Anspruch des Werks verdeutlicht bereits die Tonart, denn es steht wie Beethovens und Bruckners letzte Symphonien in d-Moll. Und wie in Beethovens symphonischem Vermächtnis wird das Orchester auch hier durch Singstimmen ergänzt, und wie Bruckners (unvollendete) Neunte endet die Komposition mit einem langsamen Satz.
Die in zwei Abteilungen untergliederte Symphonie beginnt mit einem mehr als halbstündigen Satz, der von Marschliedern und Naturlauten sowie, in den Worten des Komponisten, »mit furchtbarer Gewalt« einbrechenden Schockmomenten charakterisiert ist. Wie die Schwestersymphonien zwei und vier enthält auch die Dritte die Vertonung eines Textes aus der romantischen Gedicht- und Liedsammlung Des Knaben Wunderhorn: Kinder- und Frauenchor singen vom himmlischen Leben, als Antwort auf den vorangegangenen vierten Satz, in dem ein Mezzosopran Worte aus Friedrich Nietzsches Also sprach Zarathustra zu Gehör bringt: »Weh spricht: Vergeh! Doch alle Lust will Ewigkeit«. Das abschließende Adagio ist ein endlos strömender, weltumarmender Hymnus, der laut eines später vom Komponisten zurückgezogenen Programms die Sprache der Liebe selbst zum Ausdruck bringen sollte.
Die Aufführung des Werks mit den Berliner Philharmonikern lag hier in den Händen von Zubin Mehta, der seit seinem Debüt im Jahre 1961 in nahezu jeder Spielzeit ans Pult des Orchesters zurückgekehrt ist. Solistin war die Mezzosopranistin Lioba Braun, die dem internationalen Publikum unter anderem aus mehreren Konzerten mit Claudio Abbado und dank ihrer maßstabsetzenden Auftritte als Brangäne bei den Bayreuther Festspielen bestens bekannt ist.
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