Konzert

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2009 interpretierte Claudio Abbado mit den Berliner Philharmonikern drei Werke von Komponisten, mit denen ihn eine besonders innige Beziehung verband. So spielte Claude Debussy schon deshalb für den Dirigenten eine zentrale Rolle, weil es dessen Nocturnes gewesen war, die in dem erst sieben Jahre alten Abbado den Wunsch weckten, Musiker zu werden. Und die Kompositionen von Franz Schubert und Gustav Mahler, den unvergleichlichen Meistern des Wienerischen Tonfalls, standen immer schon im Mittelpunkt des Repertoires von Abbado, der prägende Studienjahre in der österreichischen Hauptstadt verbracht hatte.

Debussy versah sein 1905 uraufgeführtes Orchesterwerk La Mer mit dem Untertitel »Drei symphonische Skizzen«. Ähnlichkeiten zu den symphonischen Dichtungen der deutschen Schule bestehen dabei kaum, zumal das »Programm«, soweit man von einem solchen überhaupt sprechen kann, eine offenkundig menschenfreie maritime Szenerie zum Gegenstand hat. Die ungeheuer frei entwickelte, sich zum Schluss großartig aufgipfelnde Dramaturgie des Stücks verweist auf die geradezu religiöse Naturverehrung des französischen Komponisten. Oder wie er es selbst formulierte: »Empfinden, zu welchen erregenden und erhabenen Schauspielen [die Natur] uns vergängliche und störende Durchreisende einlädt, das nenne ich beten.« In diesem Konzert dirigierte Abbado La Mer bei den Berliner Philharmonikern zum ersten Mal.

Debussy und den fast gleichalten Gustav Mahler verbindet der Versuch, Naturstimmungen musikalisch einzufangen. Die von Abbado zusammengestellte und von der Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager gesungene Auswahl aus Mahlers Wunderhorn-Liedern umfasste eine Tierfabel, ein hintergründiges Kriegslied sowie einen unbeschwert-kindlichen Walzer und vermittelte damit auf engem Raum den Ausdrucksreichtum des Liedkomponisten Mahler.

Zum Auftakt erklang Franz Schuberts Bühnenmusik zu Helmina von Chézys heute vergessenem Schauspiel Rosamunde, Fürstin von Zypern, wobei in den Gesangseinlagen neben Kirchschlager auch der Rundfunkchor Berlin zu hören war. Eine Zwischenaktmusik aus dieser durch liedhafte Schlichtheit und traumhaft-zarte Atmosphäre bewegenden Musik spielten die Berliner Philharmoniker auch im Mai 2014 anlässlich eines Gedenkkonzerts für ihren ein halbes Jahr zuvor verstorbenen ehemaligen Chefdirigenten. Dabei blieb das Dirigentenpult leer: als Verweis auf die Lücke, die der tief verehrte Abbado in der Musikwelt hinterlassen hat.

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