Kirill Petrenko dirigiert Dallapiccolas »Der Gefangene«
Kirill Petrenko widmet dieses Konzert drei Komponisten der Nachkriegs-Avantgarde: In Luigi Dallapiccolas Der Gefangene geht es um die Begriffe Hoffnung und Freiheit – und deren Missbrauch. Auch Bernd Alois Zimmermann und Iannis Xenakis komponierten gegen Unrecht und Unterdrückung an. Zimmermanns Sinfonie in einem Satz führt – so der Komponist – »von apokalyptischer Bedrohung zu meditativer Versenkung«, während Xenakis in Empreintes eine schillernde Klangwelt erschafft.
Mit seinem Einakter Il prigioniero schuf Luigi Dallapiccola einen packenden Thriller für die Opernbühne. Angelehnt an Auguste de Villiers de L’Isle-Adams Erzählung La torture par l’espérance (Folter durch Hoffnung) handelt die Oper von einem politischen Gefangenen, dem die Flucht gelingt. Seine bis zur Ekstase gesteigerte Freude über die unverhoffte Freiheit ist allerdings von kurzer Dauer, da er erneut gefangen genommen und zum Tod verurteilt wird: Hoffnung als höchste Steigerung der Folter. Mit dem desillusioniert endenden Werk appellierte Dallapiccola eindringlich, sich in der Realität für die auf der Bühne versagte Freiheit und Humanität zu engagieren – seit den politischen Entwicklungen im faschistischen Italien in den 1930er Jahren waren Begriffe wie Unterdrückung, Gefangenschaft und Wahrheit immer mehr ins Zentrum seiner kompositorischen Arbeit gerückt.
Die Berliner Philharmoniker und Kirill Petrenko präsentieren mit einem international renommierten Solistenensemble Dallapiccolas Hauptwerk in konzertanter Aufführung. Ergänzt wird das Programm durch die Musik zweier weiterer Vertreter der Nachkriegs-Avantgarde: Neben Iannis Xenakis’ Orchesterstück Empreintes erklingt Bernd Alois Zimmermanns emotionale Extreme auslotende Sinfonie in einem Satz, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstand: »in einer Zeit der Niederbrüche, die wohl wie kaum eine andere geartet war« (Zimmermann).
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