Europakonzert 2009 in Neapel mit Riccardo Muti

Nach 17 Jahren Pause stand Riccardo Muti am 1. Mai 2009 erstmals wieder am Pult der Berliner Philharmoniker. Beim Europakonzert im prachtvollen Rahmen des frisch renovierten Teatro di San Carlo in Neapel erklang neben Schuberts Großer C-Dur-Symphonie und einer Verdi-Ouvertüre mit dem Liederzyklus La canzone dei ricordi von Giuseppe Martucci eine echte, viel zu selten zu hörende Rarität.
Wer am 1. Mai regelmäßig den Fernseher einschaltet, kennt die vielen wunderbaren Säle, in denen die Berliner Philharmoniker bei ihren Europakonzerten schon gespielt haben: im Palazzo Vecchio in Florenz, im spanischen Escorial, im Schloss von Versailles, im Mariinsky-Theater in St. Petersburg, in der Krakauer Marienkirche oder dem Vasa-Museum in Stockholm. 2009 war das Orchester in Neapel zu Gast, im frisch renovierten Teatro di San Carlo, dem ältesten noch bespielten Opernhaus Europas, das mit seiner üppigen Pracht aus Rot und Gold geradezu das Idealbild eines Theatersaals verkörpert.
Ein wahrhaft würdiger Rahmen für das 19. Europakonzert der Berliner Philharmoniker, mit dem sie einmal mehr des Jahrestags ihrer Gründung am 1. Mai 1882 gedachten. Am Pult stand dabei der gebürtige Neapolitaner Riccardo Muti, der damit eine philharmonische Abstinenz von immerhin 17 Jahren beendete. Das Wiedersehen wurde ein voller Erfolg, und gleich im ersten Stück, der Ouvertüre zu Giuseppe Verdis Forza del destino, entfalteten Orchester und Dirigent »einen geradezu süchtig machenden Sog« (Berliner Zeitung). Anschließend gedachte Muti mit dem Liederzyklus La canzone dei ricordi des 100. Todestags seines Landsmanns Giuseppe Martucci, dessen Musik heutzutage viel zu selten im Konzert zu hören ist; als Solistin in diesen melancholisch verhangenen Stimmungsbildern brillierte die vielgerühmte Verdi- und Wagner-Sängerin Violeta Urmana.
Nach der Pause gab es mit der Großen C-Dur-Symphonie von Franz Schubert ein Werk, dessen »himmlische Länge« schon Robert Schumann begeisterte. Muti dirigierte sie »jenseits aller romantischen Einflüsterungen in die monumentale Klassizität hinauf« (Berliner Morgenpost) und schlug nach Meinung des Tagesspiegels gleichzeitig einen Bogen zum Ort des Geschehens: »Tatsächlich klingt dieser Schubert, als käme er direkt aus einem italienischen Opernhaus: Die Tutti massiv wie Marmorblöcke, die Pizzicati und rhythmischen Begleitfiguren rasiermesserscharf, die Melodien in den Holzbläsern dagegen so innig gesungen, als wären es große Arien.«
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