Konzert

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»Ich bin ganz und gar erfüllt von Deinem Requiem«, schrieb Clara Schumann begeistert an Johannes Brahms, der in dem Werk der Tragik der menschlichen Sterblichkeit Trost und Hoffnung auf das ewige Leben gegenüberstellte. »Es ist ein ganz gewaltiges Stück, ergreift den ganzen Menschen in einer Weise, wie wenig anderes. Der tiefe Ernst, vereint mit allem Zauber der Poesie, wirkt wunderbar, erschütternd und besänftigend.« Brahms hatte mit seinem Deutschen Requiem keine kirchlich-liturgische Musik im klassischen Sinne geschaffen. Vielmehr handelt es sich bei dem Werk um eine Chorkantate auf der Grundlage frei gewählter Ausschnitte aus der Luther-Bibel, die um den grundlegenden Dualismus von Leben und Tod, Trauer und Trost sowie Vergänglichkeit und Verklärung kreisen. Fürbitten, die im katholischen lateinischen Text prominent vertreten sind, kommen nicht vor. Auch den in beiden Konfessionen zentralen Verweis auf die Erlösung durch Christus spart Brahms aus, was seinerzeit für Probleme sorgte: »In Bremen wird mein Requiem jährlich im Dom gesungen. Aber da der Name Christus gar nicht darin vorkommt, so wird die Erlaubnis zur Benutzung der Kirche nur unter der Bedingung erteilt, dass diesem Mangel durch eine Einlage abgeholfen werde.« Inhaltlich und musikalisch hellt sich jeder der sieben Sätze gegen Ende auf, was den tröstlichen Gesamtcharakter des überkonfessionellen Trauerwerks ausmacht: »Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?«

Yannick Nézet-Séguin, zukünftiger Nachfolger von James Levine an der Metropolitan Opera New York, widmet sich in der Berliner Philharmonie Brahms’ Deutschem Requiem. Neben den Philharmonikern dirigiert er den von seinem Chefdirigenten Gijs Leenaars einstudierten Rundfunkchor Berlin. Sopranistin ist Hanna-Elisabeth Müller, die erst kürzlich ihr Met-Debüt gab. An ihrer Seite singt Wiebke Lehmkuhl, die 2011 im Wiener Musikverein sowie beim Lucerne Festival ihren Einstand gab, um ein Jahr darauf erstmals bei den Salzburger Festspielen zu gastieren. Die anspruchsvolle Baritonpartie übernimmt der österreichische Sänger Markus Werba.

Eingeleitet wird der Abend von Carl Philipp Emanuel Bachs 1776 komponierter Motette »Heilig ist Gott« – eine feierliche Theophanie für eine Altstimme, Doppelchor und -orchester, die den Bach-Sohn dazu veranlasste, das gesamte Spektrum der ihm zur Verfügung stehenden Tonarten einzusetzen. Ungeachtet ihrer meisterhaften Gestaltung vermittelt die Musik den Eindruck größter Einfachheit: »Dieses ›Heilig‹«, so der Komponist, »ist ein Versuch, durch ganz [...] gewöhnliche harmonische Fortschreitungen eine weit stärkere Aufmerksamkeit und Empfindung zu erregen, als man mit aller ängstlichen Chromatik nicht im Stande ist zu thun. Es soll mein Schwanen Lied [...] seyn, und dazu dienen, daß man meiner nach meinem Tode nicht zu bald vergeßen möge.«

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