Konzert

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Ein protestantischer Kantor vertont den lateinischen Text der katholischen Messliturgie – und schafft damit ein überkonfessionelles Werk von zeitloser Gültigkeit. Die Messe in h-Moll ist nicht nur das letzte Vokalwerk Johann Sebastian Bachs, es ist auch sein Opus ultimum, sein musikalisches Vermächtnis. In dieser großbesetzten Messvertonung, deren Entstehung sich über Jahrzehnte erstreckte und die neu geschriebene Sätze mit Parodien bereits vorhandener Musikstücke vereint, bündelt Bach all das, was sein Komponieren ausmacht: eine Vielfalt an musikalischen Formen und Stilen, kontrapunktische Dichte und konzertante Leichtigkeit, objektivierende Kontemplation und subjektive Affektsprache. Angefangen von dem wie ein Aufschrei gestalteten ersten Kyrie-Rufen des Chors bis hin zu der Schlussbitte »Dona nobis pacem«, die meditativ beginnt und in einen festlichen, von Trompeten und Pauken begleiteten Jubel endet, stellt Bach in 27 Musiknummern den gesamten Kosmos des barocken Musizierens vor.

Eine Gesamtaufführung seiner Messe hat Bach wahrscheinlich nie erlebt. Selbst für einen groß angelegten festlichen Gottesdienst war sie zu lang. Die große Zeit der h-Moll-Messe begann erst im 19. Jahrhundert im Zuge der durch die Berliner Sing-Akademie initiierten Bach-Renaissance. Die Berliner Philharmoniker führten das Stück erstmals 1885 anlässlich von Bachs 200. Geburtstag auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es bis 1985 fast jährlich eine Aufführung mit einem der bedeutenden Berliner Konzertchöre. Seither stand das Werk allerdings nur zwei Mal auf dem Programm des Orchesters: 1999 unter der Leitung Claudio ­Abbados und 2006 mit Sir Roger Norrington als Dirigenten.

In dieser Saison interpretiert Ton Koopman, der 2010 seinen Einstand bei den Philharmonikern mit Werken von Bach und Haydn gab, zusammen mit den Philharmonikern und dem RIAS Kammerchor die h-Moll-Messe. Koopman, der nicht nur Dirigent, sondern auch Organist und Cembalist ist, gilt als einer der großen Spezialisten für das Werk des Leipziger Thomaskantors. Beim Dirigieren versteht Koopman sich als Primus inter Pares, gleichwohl steht er im Ruf, »Meister der Unerbittlichkeit« zu sein, wenn es darum geht, Bachs Musik adäquat wiederzugeben. »Wir haben das Privileg, wundervolle Musik von einem Menschen aufzuführen, der genialer war als wir alle«, lautet sein Credo.

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