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Am 9. November 1918 rief der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann auf dem Reichstagsbalkon gegen Mittag die Republik aus. Zwei Stunden später folgte der zweite Republikausruf durch Karl Liebknecht – gegenüber dem Hauptportal des Berliner Stadtschlosses, vor dem lebhaftes Gedränge herrschte. »Liebknecht verkündete«, so die Vossische Zeitung am 10. November 1918, »dass der Arbeiter- und Soldatenrat das Schloss in seinen Schutz genommen habe.« Die rund 1200 Räume des zum »Schloss der Republik« gewandelten Hohenzollernbaus dienten fortan Verwaltung und Repräsentation, wobei bereits 1920 der Beschluss fiel, das Kunstgewerbemuseum hier einzuquartieren. Das Stadtschloss war aber auch Bürohaus, und es wurde mehr und mehr wissenschaftliches Zentrum: In das Gebäude zogen die Deutsche Forschungsgemeinschaft ein, die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, der als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg gegründete Deutsche Akademische Austauschdienst, ab 1925 auch die Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Auch das unter Raummangel leidende Psychologische Institut der Universität fand hier eine neue Heimat, und mit ihm das als Berliner Phonogramm-Archiv begründete Lautarchiv, das auf Initiative des Musikpsychologen Carl Stumpf eingerichtet worden war: Die heutige Idee des Wissenschaftsstandorts »Humboldt Forum« scheint schon damals Wirklichkeit gewesen zu sein. Mitte der 1920er-Jahre zählte auch die Deutsche Kunstgemeinschaft zu den neuen Mietern, die der wirtschaftlichen Not der bildenden Künstler entgegenzuwirken versuchte – kaum jemand hatte seinerzeit das Geld, um Drucke, Bilder oder Skulpturen zu kaufen.

Auch die Musik fand ihren Platz. Denn ab Mai 1932 wurden die »Schlossmusiken« ins Leben gerufen, die unter freiem Himmel im Schlüterhof stattfanden: Erich Kleiber eröffnete sie gemeinsam mit der Kapelle der Staatsoper Unter den Linden. Kurz darauf dirigierte er an dem historischen Ort auch erstmals die Berliner Philharmoniker. Nachdem das Orchester 2016 erstmals ein Open-Air-Konzert am Tag nach der Saisoneröffnung am Kulturforum gegeben hat, findet es in diesem Jahr im wiedererrichteten Schlüterhof statt – dem Zentrum des neu errichteten Humboldt Forums, in dem ab 2019 u. a. Dauerausstellungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst (Stiftung Preußischer Kulturbesitz – Staatliche Museen zu Berlin), die Berlin-Ausstellung (Kulturprojekte Berlin und Stadtmuseum Berlin) und das Humboldt Labor (Humboldt-Universität zu Berlin) ihren Platz bekommen werden. Dirigent ist Kirill Petrenko, der Beethovens Siebte Symphonie sowie Don Juan und Tod und Verklärung von Richard Strauss aufs Programm gesetzt hat.

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