Claudio Abbado dirigiert »Eine italienische Nacht« in der Waldbühne
Geboren und aufgewachsen im Schatten der Mailänder Scala, wurde Claudio Abbado die Liebe zur italienischen Oper quasi in die Wiege gelegt. Für sein zweites Waldbühnenkonzert engagierte er darum 1996 mit Angela Gheorghiu, Bryn Terfel und Sergei Larin drei erstklassige Gesangssolisten sowie den Berliner Rundfunkchor und präsentierte in seiner »Italienischen Nacht« eine fulminante Operngala mit Evergreens von Verdi, Bellini und Rossini.
Den Anfang machten Ouvertüre und Gefangenenchor aus Verdis erster Erfolgsoper Nabucco, und im weiteren Verlauf des Abends durfte der Rundfunkchor noch mit dem ebenso populären Zigeunerchor aus Il trovatore und dem unvergänglichen Triumphchor und -marsch aus Aida glänzen. Bei dem »kleinen Querschnitt« aus Otello konnte das Orchester davon profitieren, dass es dieses komplexe Spätwerk erst ein halbes Jahr zuvor in zwei konzertanten Aufführungen unter Abbado in der Philharmonie gespielt hatte. Laut Konzertmeister Rainer Kussmaul immer wieder eine reizvolle Aufgabe, denn »die Begleitung der Sänger bedeutet für uns keineswegs ein Amt zweiten Ranges. Je faszinierender der Solist ist, desto mehr Freude macht es, auf ihn zu reagieren.«
Dieses Zusammenspiel genossen auch Angela Gheorghiu und Bryn Terfel – beide damals noch ganz am Anfang ihrer Karriere – und der russische Startenor Sergei Larin in ihren Arien und Duetten. Gheorghiu war eine ebenso bezaubernde Julia wie Desdemona, während Terfel mit Jagos Credo einerseits den Bösewicht gab, sich im Duett mit Larin hingegen als treuer Freund des spanischen Thronfolgers Don Carlos präsentierte. Ein besonderes Highlight hatte Claudio Abbado noch ganz am Ende des Konzerts parat, als er in die unverzichtbare Berliner Luft Motive der zuvor gehörten Stücke einbaute und den Abend damit ganz und gar italienisch ausklingen ließ.
© 1996 VIDEAL / brilliant media, SFB
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