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Die Berliner Philharmoniker zeichnet die Fähigkeit aus, auch in großen Orchesterbesetzungen kammermusikalisch zu agieren. Unermüdlich hat der ehemalige Chefdirigent Claudio Abbado seine Musiker dazu aufgefordert, einander zuzuhören, statt auf Anweisungen vom Dirigentenpult zu warten. Nachdem bereits für das digitale Easter@Philharmonie Festival Kammermusikwerke mit Orchestermitgliedern aufgezeichnet worden waren, zeigt eine neue Serie nun Philharmoniker mit Werken in kleiner Besetzung. Weil aufgrund der Corona-Krise die Zusammenkunft des gesamten Kollektivs für einige Zeit unmöglich ist, stellt dieses Format eine wunderbare Alternative dar.

Zum Auftakt der Reihe traf sich der Soloflötist Emmanuel Pahud mit der Harfenistin Marie-Pierre Langlamet und dem Ersten Solobratscher Amihai Grosz zum gemeinsamen Musizieren in der Philharmonie. Dass in dieser Konstellation die Wahl auf Werke des französischen Repertoires fiel, ist naheliegend: Die instrumentale Besetzung war in der Kammermusik der deutsch-österreichischen Tradition lange von Klavier und Streichern beherrscht. In Frankreich war dagegen spätestens seit Berlioz die Beschaffenheit des Klangs verschiedenster Instrumente zu einem zentralen Aspekt der kompositorischen Konzeption geworden. Das knapp einstündige Programm des Konzerts entwirft mit Werken von Rameau, Ibert, Debussy und Ravel ein Panorama der französischen Musikgeschichte, das vom Barock bis zur klassischen Moderne reicht.

Maurice Ravel schrieb zwischen 1903 und 1905 seine Sonatine für Klavier. Der Reichtum an farblichen Valeurs ruft allerdings unvermeidlich Assoziationen an andere Instrumente hervor. Die Bearbeitung von Carlos Salzedo für Flöte, Bratsche und Harfe bringt ans Licht, was an klanglicher Phantasie in Ravels Komposition selbst angelegt ist. Mit Jacques Iberts Deux Interludes und Claude Debussys berühmter Sonate spielen Langlamet, Pahud und Grosz aber auch zwei Originalwerke für ihre Instrumente.

Claude Debussy war ein enthusiastischer Bewunderer der Natur; die Menschen bezeichnete er im Verhältnis zu ihr einmal als »vergängliche und störende Durchreisende«. So ist denn auch seine Tondichtung La Mer von der Abwesenheit des Menschen gekennzeichnet und widmet sich in berückender Sinnlichkeit ganz den Naturerscheinungen. Claudio Abbado hat oft erzählt, dass ein Konzert mit Debussys Nocturne, das er im Alter von sieben Jahren besuchte, in ihm den Wunsch weckte, Musiker zu werden. Erstaunlich deshalb, dass er La Mer, eines der Hauptwerke des Komponisten, in seiner Zeit als Chefdirigent nicht mit den Berliner Philharmonikern aufführte. Im Jahr 2009, als Abbado, wie stets im Mai, zu seinem Orchester als Gastdirigent zurückkehrte, standen die »symphonischen Skizzen« dann aber schließlich doch auf dem Programm. Über die Interpretation urteilte der Kritiker der Berliner Zeitung: »In der Virtuosität und der Hochspannung des Orchesters führte Abbados Kunst des scheinbaren Gewährenlassens hier zu einer transparent vielschichtigen, perfekt ausgeleuchteten Interpretation, die man nicht vergessen wird.«

Das Konzert wird ergänzt durch ein Gespräch zwischen Marie-Pierre Langlamet und Emmanuel Pahud. Beide wurden in der Zeit des Chefdirigenten Claudio Abbado Mitglieder der Berliner Philharmoniker und erzählen hier von den Jahren des Übergangs, als im Orchester die noch von Herbert von Karajan geprägten Kollegen auf eine Generation junger Musiker trafen.

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