Philharmonische Kammermusik: Klavierquintette von Mozart und Beethoven

Es sei »das beste was ich noch in meinem Leben geschrieben habe«, befand Mozart 1784 über sein Klavierquintett. Auch wenn da viele seiner berühmtesten Werke noch nicht entstanden waren, ist das Quintett eine echte Kostbarkeit. Kein Wunder, dass sich der junge Beethoven davon zu einem nicht weniger herrlichen Quintett inspirieren ließ. Mitglieder der Berliner Philharmoniker und Pianist Kit Armstrong präsentieren zudem Werke von Henze und Rihm.
Nach seiner Übersiedelung aus Salzburg feierte Mozart Mitte der 1780er-Jahre in Wien große Erfolge mit seinen Klavierkonzerten. Deren Einfluss auf das Quintett KV 452 zeigt sich in den pianistisch virtuosen Passagen der Ecksätze und Abschnitten, in denen die Bläserstimmen begleitend in den Hintergrund treten. In der herrlichen Melodik besonders des Larghettos aber dürfen Oboe, Klarinette, Horn und Fagott – für all diese Instrumente hat Mozart auch Solokonzerte komponiert – mit ihrem je eigenen Charakter hervortreten. Mozart ersetzte die in traditionellen Bläserquintetten mitwirkende Flöte durch das Klavier – eine zum Entstehungszeitpunkt unbekannte Besetzung.
Beethoven bezog sich nicht nur durch die identische Besetzung, auch durch die für Bläser günstige Tonart Es-Dur, die Dreisätzigkeit und den volkstümlichen Charakter des Final-Themas in seinem Quintett deutlich auf Mozarts Vorbild. Außerdem zitiert der Bonner mit dem Hauptthema des langsamen Satzes eine Arie aus Mozarts Oper Don Giovanni. In diese Hommage brachte Beethoven zugleich seine robustere Pianistik und den für ihn typischen, mitunter grimmigen Humor ein.
In den modernen Stücken des Programms ist die Bläserquintett-Besetzung mit Flöte zu hören. Hans Werner Henze erklärte, dass er mit L’autunno (Der Herbst) an »die alten Traditionen kontrapunktischer Musik« anknüpfte. Im fünften und letzten Satz des 1979 vollendeten Quintetts wird eine Arie von Johann Sebastian Bach verarbeitet. Zur Herbst-Stimmung ließ sich Henze vom expressionistischen Dichter Georg Trakl inspirieren, bei dem es heißt: »Gekeltert ist der Wein, die milde Stille / Erfüllt von leiser Antwort dunkler Fragen.« Wolfgang Rihm schrieb sein Bläserquintett 2003 im Auftrag des Lucerne Festivals. Das Werk, dessen fragmentarischer Scherzo-Satz den Titel Fetzen trägt, beeindruckt durch musikhistorischen Beziehungsreichtum, Klangfantasie und Gestaltenfülle.
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